„Bei Zweitveröffentlichungen müssen Details beachtet werden, aber eigentlich ist es ganz einfach, Open Access zu publizieren.“

Dr. Elena Matta ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Wasserwirtschaft und Hydrosystemmodellierung an der Fakultät VI. Sie hat an der TU Berlin promoviert und in diesem Zuge in einem Open-Access-Journal publiziert. Wir haben sie gefragt, warum sie sich just für diese Zeitschrift entschieden hat und welchen Stellenwert Open Access für ihr akademisches Schaffen hat.

UB TU Berlin / Foto: D. Grahl, Grafik: F. Zillmer / Alle Rechte vorbehalten

UB: Open Access ist ein strategisches Ziel der TU Berlin. Wie sieht das in Ihrem Forschungsalltag aus? Ist Open Access ein Begriff? In welchen Kontexten nehmen Sie Diskussionen zu Open Access wahr?

EM: Ich habe das Gefühl, dass es sich dabei um eine Entwicklung in der Wissenschaft im Allgemeinen und in meiner Disziplin im Besonderen handelt – es gibt eine ganz deutliche Tendenz in Richtung Open Access.

UB: Open Access hat den offenen Zugang zu wissenschaftlicher Information zum Ziel. Sie haben gemeinsam mit Co-Autor/innen kürzlich in einem OA-Journal publiziert. Wie kam es zur Auswahl des Journals?

EM: Dass es sich um eine Open-Access-Zeitschrift handelt, war für uns wichtig. Aber natürlich spielt auch das Renommee der Zeitschrift eine Rolle. Unser Artikel ist in der Zeitschrift „Water“ des Open-Access-Verlages MDPI erschienen. Dieses Journal hat inzwischen auch einen – für unser Feld – guten Impact Factor. Besonders überzeugt waren wir von dem schnellen Publikationsprozess. Häufig vergehen ja Monate, manchmal sogar über ein Jahr, bevor ein Artikel publiziert wird. In diesem Fall haben wir den Artikel Anfang August eingereicht. Das Reviewing ging sehr schnell und nachdem wir auch zügig die von den Gutachter/innen geforderten Änderungen eingearbeitet haben, wurde der Artikel Mitte Oktober publiziert.

UB: Gab es bisher konkrete Situationen in Ihrem Forschungsalltag, in denen Open Access hilfreich war?

EM: Es ist schon ein deutlicher Gewinn, wenn man bei der Recherche nach aktueller Forschungsliteratur die Artikel auch gleich herunterladen und lesen kann. Und noch etwas ist zu erwähnen: Ich habe kumulativ promoviert, d. h. meine Dissertation beinhaltet zuvor in Fachzeitschriften publizierte Artikel. Bei der Veröffentlichung der Dissertation habe ich erst gemerkt, welche Vorteile eine Open-Access-Publikation auch für mich als Autorin hat: Während ich für andere Artikel die genauen Bedingungen von Verlagen recherchieren musste, konnte ich den OA-Artikel verwenden, ohne eine Genehmigung einholen zu müssen – ich als Autorin habe weiterhin alle Rechte an den Inhalten.

UB: Bis 2020 sollen laut Open-Access-Strategie des Landes Berlin mindestens 60 Prozent der Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften frei zugänglich sein. Erscheint Ihnen dieses Ziel sinnvoll? Was muss sich Ihrer Meinung nach verändern, damit dieses Vorhaben gelingen kann?

EM: Ja, das erscheint mir sinnvoll. Im Alltag ist es vielleicht nicht immer ganz einfach. Welche Publikationen kann ich wo, wie und wann Open Access veröffentlichen? Wenn ich in einer Zeitschrift ohne Open Access publiziere, kann ich aber immerhin meinen Artikel zweitveröffentlichen. Aber was ist ein Repositorium? Und was ein Postprint? Das ist für Forscher/innen mitunter eine Herausforderung. Zum Glück gibt es an der TU Berlin dafür Unterstützung. So verwirrend das alles erscheint, eigentlich ist es ganz einfach, Open Access zu publizieren.

UB: Kurz und knapp in einem Satz: Was finden Sie gut an Open Access?

EM: Es ist ein Gewinn für meine Forschung – ich behalte bei einer Veröffentlichung in einer Open-Access-Zeitschrift die Rechte an meiner Publikation und andere Forscher/innen können meine Arbeit ohne Barrieren lesen und dann auch zitieren.

UB: Geben Sie uns zum Abschluss einen Einblick in Ihr Forschungsfeld für Disziplinfremde? Mit welchen Fragen und Erkenntnissen beschäftigen Sie sich?

EM: Aktuell beschäftige ich mich mit künstlichen neuronalen Netzen für hydrologische Anwendungen sowie numerischer Modellierung (2D und 3D) im Bereich Hydrodynamik. Im Rahmen des Forschungsprojekt „Digitaler Schifffahrtsassistent – DSA“  in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Hydrologie und der BearingPoint GmbH arbeite ich an der Verbesserung von Wasserstandvorhersagen (stündlich und täglich, bis zu 10 Tage) für die Binnenschifffahrt im Rhein. Bei numerischer Modellierung geht es etwa darum, Seen und Flüsse zu modellieren und verschiedene Szenarien für bspw. das Wassermanagement oder Risikobewertungen (z. B. Schadstoffen für Wasserqualität, Dürre für Wassermenge) zu analysieren.

UB: Herzlichen Dank für das Interview!

Zur Person

Elena Matta (ORCiD: http://orcid.org/0000-0002-8990-8706) wurde in Turin (Italien) geboren, wo sie an der Politecnico di Torino Bauingenieurwesen studierte. Im Anschluss hat sie am Fachgebiet Wasserwirtschaft und Hydrosystemmodellierung der TU Berlin promoviert. Sie war bislang in drei drittelmittelgeförderten Projekten aktiv: Das ALCOTRA Renerfor-Projekt beschäftigte sich mit dem Einsatz und der Entwicklung erneuerbarer Energien in Italien und Frankreich. Das BMBF-geförderte Projekt INNOVATE zielt auf einen interdisziplinären Ansatz zur Entwicklung eines nachhaltigen Wasserscheidenmanagements, u. a. sollen die Auswirkungen von Klima- und Landnutzungsänderungen auf die Wasserressourcen untersuchen werden. Das Projekt Digital Skipper Assistant wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert und wird ein optimiertes Wasserstandvorhersagemodell und einen Digitalen Schifffahrtsassistenten entwickeln, um insbesondere Staubildungen auf Flüssen und Kanälen entgegenzuwirken.

Zu den weiteren Teilen der Interviewreihe:

Prof. Dr. Andreas Vogelsang (FG IT-basierte Fahrzeuginnovationen): „Unser Fachgebiet stellt mittlerweile alle Publikationen als Zweitveröffentlichung Open Access.“

Robert Jungmann (FG Organisationssoziologie): „Meine Dissertation erscheint bei einem etablierten Verlag und ist sowohl Open Access verfügbar als auch über den Buchhandel erhältlich.“

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