Am 4. September 2018 veröffentlichte die cOAlition S das Strategiepapier Plan S, das die zukünftige Entwicklung von Open Access in Europa und auch darüber hinaus bestimmen soll. Die cOAlition S ist ein Zusammenschluss von einzelnen nationalen Fördereinrichtungen und Science Europe und wird unterstützt von der Europäischen Kommission und dem European Research Council (ERC). Ende November 2018 wurden Implementierungsrichtlinien veröffentlicht, in welchen die Hauptpunkte aus dem Plan S-Papier konkretisiert wurden.
Die nationalen Fördereinrichtungen, die sich bereits zum Plan S bekannt haben, sind unter anderem der österreichische Wissenschaftsfonds FWF, die Academy of Finland, UK Research and Innovation, die Netherlands Organisation for Scientific Research und neun weitere. Auch gemeinnützige Fördereinrichtungen wie Wellcome Trust und die Bill & Melinda Gates Foundation sind der cOAlition S beigetreten. Insbesondere der Beitritt der Bill & Melinda Gates Foundation zeigt, dass sich die Auswirkungen des Plan S nicht auf Europa beschränken werden, sondern auch forschungsstarke Länder wie die USA beeinflussen werden.
Gleich zu Beginn wird im Plan S das Grundprinzip der Initiative benannt:
„After 1 January 2020 scientific publications on the results from research funded by public grants provided by national and European research councils and funding bodies, must be published in compliant Open Access Journals or on compliant Open Access Platforms“
Teilnehmende Einrichtungen verpflichten sich also zu Open Access im Allgemeinen aber auch zu den spezifischen Anforderungen, die in den zehn Grundprinzipien und in den Implementierungsrichtlinien ausformuliert werden. Damit kann die „Plan S Compliance“ erreicht werden, die im Vergleich zu bisherigen Vorgaben von Fördereinrichtungen stärker an den Ursprungsgedanken der Open-Access-Bewegung festhält, wie sie in der Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen und der Budapest Open Access Initiative (BOAI) zu finden sind.
Das zeigt sich beispielsweise an der klaren Positionierung zur Creative-Commons-Lizenz CC BY, die bei der Weiterverwendung von Inhalten nur die Namensnennung fordert und keine Einschränkung macht bezüglich der Weiterbearbeitung und der kommerziellen Nutzung. Dass nur diese freieste CC-BY-Lizenz als Open-Access-konform betrachtet werden kann, wurde auch 2011 auf der Nachfolgekonferenz der BOAI deutlich formuliert. In der Praxis wird von Verlagen häufig die CC-BY-NC-Lizenz bevorzugt, was bisher zu keinerlei Konsequenzen für eine finanzielle Förderung geführt hat.
Zudem werden in Plan S Themen aufgegriffen, die in anderen Positionspapieren zu Open Access seltener thematisiert werden. Durch das Bekenntnis zur San Francisco Declaration on Research Assessment (DORA) stellt sich Plan S klar gegen die Praxis, den Journal Impact Factor als Bewertungskriterium für gute Wissenschaft heranzuziehen. Einrichtungen, die sich zum Plan S bekennen, werden auch die eigenen Kriterien zur Evaluation wissenschaftlicher Leistungen überprüfen und ggf. anpassen müssen.
Der britische Wellcome Trust hat bereits seine neue Open-Access-Policy veröffentlicht, die ab 1.1.2020 gelten soll. Demnach sollen Organisationen, die vom Wellcome Trust gefördert werden, DORA unterzeichnen und Neubesetzungen oder Promotionen nicht davon abhängig machen, in welchen Zeitschriften publiziert wird.
Sehr deutlich ist auch die Forderung, dass Zeitschriften, Repositorien und andere Plattformen ihre Inhalte auch in maschinenlesbaren Formaten wie XML veröffentlichen müssen. Marco Tullney hat in seinem Blogbeitrag zu Plan S darauf hingewiesen, dass es kaum realistisch ist, dass dieses Kriterium von den verschiedenen Plattformen zeitnah implementiert werden kann, um als Plan-S-compliant zu gelten.
Obwohl die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in einer Stellungnahme zu Plan S ihre bisherige ablehnende Position zu Open-Access-Verpflichtungen beibehält und damit auch zeigt, dass sie zeitnah nicht der cOAlition S beitreten wird, so unterstützt die DFG das generelle Anliegen der cOAlition S und drückt dies auch in der genannten Stellungnahme aus. Eine Stellungnahme des BMBF gibt es bisher nicht.
Von europäischen Fördereinrichtungen wird Plan S allerdings umgesetzt werden. Offen ist, wie streng die einzelnen Kriterien kontrolliert werden und welche Sanktionen geplant sind. Eines steht jedoch fest: Mit Plan S und den Implementierungsrichtlinien hat die cOAlition S der Open-Access-Debatte wieder neue Impulse gegeben.
…was mich bei diesen Thema (welches ich sehr interessiert vorfolge) immer wieder stört, ist die Tatsache, dass es stets nur um Debatten und Planungen geht. Kriterien sollte immer hart sein… Man hat leider zu oft das Gefühl, dass nicht das Ziel wichtig ist, sondern die diplomatisch-politische Position der der Entscheider…. Grundsätzlich alles toll, gut und auch richtig, aber auch leider nicht ausschließlich sachdienlich.
Liebe Julia,
vielen Dank für deinen Beitrag, wir freuen uns über dein Interesse an dem Thema! Anfang Januar gab es zu der Frage, wie streng Open Access weltweit umgesetzt werden sollte, einen guten Beitrag im Science Magazin. In diesem Beitrag „Will the world embrace Plan S, the radical proposal to mandate open access to science papers?“ setzt sich Tanja Rabesandratana damit auseinander, wie es mit der internationalen Zustimmung zu Plan S aussieht. China hatte demnach noch im Dezember 2018 seine Unterstützung für den Plan S ausgesprochen, was für die Zielsetzung von Plan S eine besondere Bedeutung hat, da China inzwischen mehr wissenschaftliche Papers erzeugt als jedes andere Land. Plan S geht in den Anforderungen ja relativ weit und fordert von teilnehmenden Fördereinrichtungen eine grundsätzliche Verpflichtung zu sofortigem Open Access. Eine bedeutende Wendung hin zu Open Access kann der Plan S allerdings nur bewirken, wenn sich möglichst viele Fördereinrichtungen zu dem Vorhaben bekennen. Auch wenn insbesondere Fördereinrichtungen in Deutschland eher zurückhaltend agieren, könnte der Plan S die Publikationslandschaft wesentlich verändern.