Wissenschaftsblogs zitierfähig machen – so geht’s

Wissenschaftsblogs haben sich in den vergangenen Jahren zu einem festen Bestandteil der wissenschaftlichen Kommunikation entwickelt. Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • Wissenschaftsblogs verbessern die Sichtbarkeit der eigenen Forschung, besonders für Nachwuchswissenschaftler*innen.
  • Wissenschaftsblogs bieten die Möglichkeit, Forschung bereits in einem frühen Stadium zu präsentieren und mit der Leser*innenschaft zu diskutieren.
  • Wissenschaftsblogs können die Transparenz des Forschungsprozesses erhöhen, indem in Blogbeiträgen das eigene Vorgehen, Zwischenergebnisse, aber auch Herausforderungen und Rückschläge dokumentiert werden.

Die Bedeutung von Wissenschaftsblogs erkennt seit 2019 auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft in ihren Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis an. So heißt es in den Erläuterungen zu Leitlinie 15: „Neben Publikationen in Büchern und Fachzeitschriften kommen insbesondere auch Fachrepositorien, Daten- und Softwarerepositorien sowie Blogs in Betracht“.

Eine Herausforderung für die Rezeption der Inhalte von Blogs durch andere Forschende ist deren Zitierfähigkeit, insbesondere hinsichtlich der dauerhaften Verfügbarkeit und der Unveränderlichkeit der veröffentlichten Version. Eine mögliche Lösung ist die Vergabe von persistenten Identifikatoren (PIDs) für einzelne Blogbeiträge, denn PIDs stellen sicher, dass die Beiträge eindeutig und dauerhaft auffindbar und referenzierbar sind. Grundlage hierfür bildet ein Resolving-Mechanismus, der dafür sorgt, dass eine digitale Ressource auch dann noch erreicht wird, wenn sich die URL geändert hat. Für Forschungspublikationen werden in der Regel DOIs als PIDs genutzt, die durch Registrierungsagenturen wie DataCite und Crossref vergeben werden. Einige Beispiele für Blogs, deren Beiträge eine DOI haben, sind:

Eine unkomplizierte Möglichkeit zur Registrierung von DOIs für Blogs bietet das Archiv für Wissenschaftsblogs Rogue Scholar. Institutionen und Personen können ihre Blogs bei Rogue Scholar registrieren und erhalten dann DOIs für ihre Blogposts. Zusätzlich werden die Posts über Rogue Scholar im Volltext durchsuchbar gemacht und langfristig im Internet Archive gesichert. Für bis zu 50 Blogbeiträge pro Jahr ist die Nutzung des Dienstes kostenfrei – bei größeren Blogs fällt 1 US-Dollar pro Beitrag an. Das Verfahren funktioniert mit 11 Blogsoftwares. Seit dem Start des Angebots im April 2023 wurden bereits 68 Blogs mit über 13.000 Beiträgen bei Rogue Scholar registriert. Eine Herausforderung besteht bisher noch in der Darstellung der DOIs auf den Seiten der Blogs selbst: Verschiedene Softwareanwendungen, die für die Erstellung von Blogs genutzt werden – darunter mit WordPress auch die am weitesten verbreitete – sehen die Anzeige von DOIs bisher nicht vor, sodass auf alternative Felder zurückgegriffen werden muss. Mögliche Vorgehensweisen sind im Artikel „DOI registration workflow for a science blog“ (2023) anschaulich beschrieben.

Für welche Typen von Blogs sind DOIs nun sinnvoll? Geht man davon aus, dass die Vergabe einer DOI die langfristige Auffindbarkeit und Referenzierbarkeit von Beiträgen sicherstellen soll, kommen vor allem Blogs für eine DOI-Registrierung in Frage, deren Inhalte neuartig und/oder von langfristigem Interesse sind – dazu zählen insbesondere auch wissenschaftliche Ergebnisse. Für Wissenschaftsblogs ist eine Registrierung von DOIs also grundsätzlich zu empfehlen. Bei nicht-wissenschaftlichen Blogs dagegen ist das in der Regel nicht notwendig, da die langfristige Auffindbarkeit und Zitierfähigkeit hier meist nicht von besonderer Relevanz sind – dies gilt auch für den vorliegenden Blog „Publizieren an der TU Berlin“ der Universitätsbibliothek. 

Über den Autor

Philipp Kandler ist Bibliotheksreferendar am Ibero-Amerikanischen Institut – Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Der Blogbeitrag entstand im Rahmen eines Praktikums an der Universitätsbibliothek der TU Berlin.

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