Der Journal Impact Factor – ein geeignetes Maß?

Bekanntlich stehen Wissenschaftler*innen oft unter dem Druck, in möglichst angesehenen Zeitschriften zu publizieren. Der sog. Impact-Factor, genauer Journal Impact Factor (JIF), ist der etablierteste bibliometrische Indikator für das Prestige und den Einfluss eines wissenschaftlichen Journals. Dementsprechend spielt der JIF für viele Wissenschaftler*innen bei der Auswahl einer Zeitschrift für ihre Publikation eine wichtige Rolle. Darüber hinaus wird der JIF häufig auch zur Bewertung wissenschaftlicher Qualität herangezogen. Aber ist der Journal Impact Factor tatsächlich ein geeignetes Maß zur qualitativen Evaluation wissenschaftlicher Leistung?

Was ist der Journal Impact Factor?

Die Journal Impact Factors werden einmal jährlich in den Journal Citation Reports (JCR) als kommerzielles Produkt von der Firma Clarivate Analytics veröffentlicht. Als Datengrundlage dienen die in der „Core Collection“ der multidisziplinären Zitations­­datenbank „Web of Science“ erfassten Zeitschriften und die darin verzeichneten Zitationen.

Der JIF gibt an, wie häufig ein Artikel einer Zeitschrift im jeweiligen Jahr im Durchschnitt in anderen Publikationen zitiert wurde. Er wird berechnet aus der Anzahl der Zitationen der Artikel einer Zeitschrift im betrachteten Jahr im Verhältnis zur Anzahl dieser Artikel in den zwei Jahren zuvor:

Je höher der Wert des JIF, desto höher ist das Ansehen und der Einfluss einer Zeitschrift. Der JIF ist also einfach verständlich und schnell zu erfassen und wird daher weltweit als allgemein anerkanntes Instrument zur Bewertung von Journalen verwendet. So dient er traditionell auch Bibliotheken bei der Auswahl zu abonnierender Zeitschriften.

Kritik am Journal Impact Factor

Der Journal Impact Factor ist allerdings umstritten, da er auch häufig zur qualitativen Bewertung der wissenschaftlichen Leistung einer Wissenschaftlerin oder eines Wissenschaftlers eingesetzt wird, beispielsweise in Berufungsverfahren. Der JIF ist jedoch kein geeignetes Maß für die Qualität der in einem Artikel niedergelegten Forschungsergebnisse oder gar für die Bewertung einer Wissenschaftlerin oder eines Wissenschaftlers. Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat sprechen sich gegen den Einsatz des JIF als qualitatives Bewertungskriterium wissenschaftlicher Leistung aus. Die qualitative und inhaltliche Bewertung ist z.B. durch die Begutachtung der Forschungsleistung durch unabhängige Expert*innen möglich (Peer Review).

Die Initiative San Francisco Declaration on Research Assessment (DORA) setzt sich dafür ein, die Kriterien zur Bewertung von Forschungsergebnissen zu evaluieren und zu ändern. Sie ruft Organisationen und Wissenschaftler*innen auf, bei Einstellungs-, Beförderungs- oder Finanzierungsentscheidungen keine journalbasierten Metriken – wie etwa den Journal Impact Factor – als Ersatzmaß für die Qualität einzelner Forschungsartikel zu verwenden. Bis heute haben 1.533 Organisationen und 14.770 Personen die Deklaration unterschrieben.

Alternative Metriken zum JIF

Parallel zum Journal Impact Factor gibt es weitere quantitative Metriken für die Bewertung von Zeitschriften. Einige stellen wir hier in Auswahl vor:

Der Scimago Journal Rank (SJR) erfasst das Prestige einer Zeitschrift durch Messung der durchschnittlichen Anzahl von Zitationen unter Beachtung des Page Rank Algorithmus. Als Datengrundlage dient die Datenbank Scopus (Elsevier).

Der Eigenfactor bestimmt den wissenschaftlichen Einfluss von Zeitschriften mit Hilfe der gegenseitigen Zitationen von Artikeln (Netzwerkanalyse). Auf der Basis der vorhandenen Zitationsdaten (Datengrundlage: Web of Science) werden mit dem Page Rank Algorithmus zwei Kennzahlen berechnet: der Eigenfactor Score (ES) und der Article Influence Score (AIS). Beide sind frei zugänglich.

Der Source Normalized Impact per Paper (SNIP) wird berechnet, indem alle Zitierungen in einem Fachgebiet normalisiert werden. Damit werden Zeitschriften interdisziplinär besser vergleichbar. Als Datengrundlage dient die Datenbank Scopus (Elsevier).

Obwohl die oben genannten Metriken die Schwachstellen des Journal Impact Factors zu beheben versuchen, können auch diese nur für den Vergleich von Zeitschriften verwendet werden. Sie sollten, wie der JIF, niemals zur qualitativen Bewertung von Forschungsleistungen herangezogen werden.

Kontakt bei Fragen

Sollten Sie weitere Fragen zur Bibliometrie allgemein oder zum Journal Impact Factor konkret haben, wenden Sie sich gerne an uns oder informieren Sie sich auf der Webseite.

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