Open-Access-Newsletter 1/2018

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

hier dürfen wir Ihnen den ersten Newsletter des Open-Access-Teams der Universitätsbibliothek vorstellen. Mit dem Ziel der Informationsversorgung rund um aktuelle Entwicklungen ist dieser Anfang 2018 zunächst als interner Newsletter für die Mitarbeiter*innen im Haus gestartet. Aus Gründen der Nachnutzbarkeit (alle unsere Inhalte stehen unter CC BY 4.0) veröffentlichen wir den in loser Folge erscheinenden Newsletter nun auch hier im Blog.

Open Access an der TU Berlin

Open-Access-Policy der TU Berlin

Der Akademische Senat hat am 6.12.2017 die Open-Access-Policy der TU Berlin einstimmig verabschiedet. Damit bekennt sich die Universität offiziell zum freien Zugang zu wissenschaftlichen Informationen und formuliert Empfehlungen für TU-Angehörige zum Open-Access-Publizieren. Vorausgegangen war ein intensiver Diskussionsprozess innerhalb der Universität, um den Argumenten für und gegen Open Access Raum zu geben. Ein aktueller Artikel in der Fachzeitschrift Libreas dokumentiert diesen Prozess, an dem das Open-Access-Team intensiv beteiligt war.

TU Berlin kündigt Elsevier-Verträge

Die DEAL-Verhandlungen mit Elsevier ziehen sich mittlerweile seit Monaten hin. Inzwischen haben knapp 200 Universitäten und Forschungseinrich­tungen ihre Verträge mit Elsevier gekündigt und so den Druck auf den Verlagsgiganten erhöht. Zum Ablauf des Jahres hat auch die TU Berlin ihren Vertrag nicht mehr verlängert, ab Januar 2018 wird es daher keinen Zugriff auf die aktuellen Elsevier-Zeitschriften geben. Für Rückfragen von Nutzer/innen wurde eine FAQ-Seite eingerichtet, darin wird auch auf alternative Möglichkeiten der Literaturbeschaffung wie Unpaywall, oaDOI und Google Scholar verwiesen.
Unterstützt werden die Kündigungen von renommierten Wissen­schaftler/innen, die von Herausgeber-Tätigkeiten für Elsevier zurück treten, um die Verhandlungsziele des DEAL-Projekts unterstützen. Von der TU Berlin sind aktuell vier Professor/innen involviert, die Liste wird regelmäßig erweitert.
Die (inter)nationale Berichterstattung zu den DEAL-Verhandlungen mit Elsevier war 2017 äußerst umfangreich (Beispiele: Nature, Times Higher Education, taz), die Entwicklungen in Deutschland werden weltweit beobachtet. Ein aktuelles Interview in Libreas mit Bernhard Mittermeier, einem Vertreter der DEAL-Verhandlungsgruppe, gibt Einblicke in den Maschinenraum solcher Verhandlungen, in deren Planung, Organisation und Durchführung. Zugleich wagt er Prognosen für die Gespräche mit Elsevier, Springer Nature und Wiley.

TU Berlin veröffentlicht Quellcode von DepositOnce

DepositOnce“ basiert auf DSpace, derzeit in der Version 6.2. DSpace ist die weltweit am häufigsten eingesetzte Software zur Umsetzung von Open-Access-Repositorien. Um die eigenen Entwicklungen für die Nach­nutzung durch andere Institutionen zur Verfügung zu stellen, wurde der komplette Quellcode der Installation von DSpace auf Github im Sinne von Open Source veröffentlicht.

UB TU Berlin / D. Grahl, F. Zillmer / CC BY 4.0

Aktuelle Entwicklungen

Wie viel Open Access steckt in Berlin?

60 Prozent der Zeitschriftenartikel aus Berlin sollen 2020 Open Access verfügbar sein – so lautet eines der Ziele der Berliner Open-Access-Strategie. Für 2016 hat eine aktuelle Erhebung für die Berliner wissen­schaftlichen Einrichtungen einen Gesamtanteil von 31,2 Prozent ermittelt. 28 Prozent der wissenschaftlichen Artikel weltweit (19 Millionen) sind einer Studie zufolge auf legalem Wege Open Access verfügbar, bei aktuellen Artikeln sind es bereits 45 Prozent.

Entwicklungen rund um Sci-Hub

Wissenschaftler/innen nutzen bekanntlich häufig urheberrechtlich bedenkliche oder illegale Wege der Literaturbeschaffung. Genutzt werden z. B. Plattformen wie Sci-Hub und LibGen, die einen illegalen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen bereitstellen und Paywalls umgehen. Die Studie „Sci-Hub provides access to nearly all scholarly literature“ hat im März 2017 festgestellt, dass über die Plattform mehr als 68 Millionen Volltexte illegal bezogen werden können. Eine weitere Studie schaute sich den Aspekt der Nutzung an (Zusammenfassung, Studie). Eric Steinhauer erörtert in seiner Analyse „Die Nutzung einer Schattenbibliothek im Licht des Urheberrechts“ die juristischen Aspekte und untersucht die Frage, ob auch die Nutzung einer illegal aufgebauten Plattform illegal ist. Lesenswert aus bibliothekarischer Sicht sind zudem die Artikel “Schattenbibliotheken: Ein Krisensymptom der Wissenschaft” und “Sci-Hub: What librarians should know and do about article piracy“.

Open-Access-Klage landet in Karlsruhe

Die Universität Konstanz gehört zu den Open-Access-Vorreitern in Deutschland. Gemäß ihrer „Satzung zur Ausübung des wissenschaftlichen Zweitveröffentlichungsrechts“ verpflichtet die Universität ihre Wissenschaftler*innen, das sogenannte „Recht auf Zweitveröffentlichung“ wahrzunehmen: Sämtliche wissenschaftlichen Beiträge, die in Zeitschriften veröffentlicht werden und die mindestens zur Hälfte aus öffentlichen Mitteln finanziert sind, werden ein Jahr nach ihrer Erstpublikation über das Konstanzer Repositorium KOPS öffentlich und kostenlos zugänglich gemacht. Dagegen klagten 2017 Konstanzer Juraprofessoren mit Unterstützung des Deutschen Hochschulverbands. Das Tauziehen um Urheberrechts- und Zweitveröffentlichungsregeln in der Wissenschaft ist bundesweit relevant. Der Streit wurzelt im baden-württembergischen Hochschulgesetz, was es Hochschulen erlaubt, Wissenschaftler/innen zu Open-Access zu verpflichten. Das Bundesverfassungsgericht wird 2018 entscheiden, ob das rechtskonform ist. Die wichtigsten Fragen und juristischen Hintergründe werden in einem kürzlich veröffentlichten Artikel verständlich dargestellt.

Literaturhinweis

Praxishandbuch Open Access

Anfang 2017 erschien bei DeGruyter das „Praxishandbuch Open Access“, das eine Einführung in das Themengebiet darstellt. Es wendet sich an alle, die den barrierefreien Zugang zu wissenschaftlichen Informa­tionen als ihr Anliegen sehen und präsentiert geschichtliche und politische Rahmenbedingungen, Geschäftsmodelle, Finanzierungsstrategien, Open Access nach Ländern und Fächern, Infrastrukturen und Werkzeuge sowie Empfehlungen für Workflows.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.