Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Springer Nature zieht den geplanten Börsengang zurück, Schweden kündigt die Verträge mit Elsevier und ein Kollege von der Dokumentlieferung stellt sich unseren Fragen. Dies und mehr finden Sie in unserem dritten Open-Access-Newsletter.
Open Access an der TU Berlin
30 Prozent der Publikationen von TU-Angehörigen sind bereits frei zugänglich
Ein Drittel der aktuellen Journalartikel von Angehörigen der TU Berlin ist bereits frei zugänglich – ein wichtiger Meilenstein auf dem Berliner Weg zu 60 Prozent Open Access bis 2020. Eine Anfang Mai 2018 veröffentlichte Studie erfasste das Publikationsaufkommen Berliner Wissenschaftler*innen im Jahr 2016. Dabei wurde deutlich, dass die Hälfte aller Zeitschriftenbeiträge von TU-Angehörigen in Journals von Elsevier, Springer Nature und Wiley erfolgte.
Neuer Publikationsfonds für Monografien und Sammelbände
In Abstimmung mit dem Präsidium der TU hat die Universitätsbibliothek die Fördermöglichkeiten für Open-Access-Publikationen erweitert: Seit Anfang April können Open-Access-Monografien und -Sammelbände von Wissenschaftler*innen der TU Berlin bis zu einer maximalen Fördersumme finanziert werden. Der DFG-gestützte Publikationsfonds zur Finanzierung von Artikeln in Open-Access-Zeitschriften existiert weiterhin. Dieser wurde ergänzt um die Möglichkeit, auch Beiträge in Open-Access-Sammelbänden zu fördern.
Drei Fragen an einen Mitarbeiter der Dokumentlieferung
Was sind Ihre Aufgaben in der UB?
Ich bin in erster Linie Ansprechpartner für die NutzerInnen unserer Bibliothek, wenn benötigte Literatur nicht in unserem Bestand vorhanden ist und per Fernleihe aus anderen Bibliotheken bundes- bzw. weltweit bestellt werden muss. Dazu gehören die Überwachung der Bestellungen und die Beantwortung von Anfragen aus dem In- und Ausland. Zu einem Großteil besteht meine Arbeit auch in der Literaturrecherche, der Hilfestellung bei der Recherche nach Publikationen und in der Abstimmung und Weiterentwicklung von Alma mit unseren Workflows der Dokumentlieferung inklusive Austausch mit KollegInnen anderer Bibliotheken.
Welche Fachdiskussionen sind für Sie derzeit von besonderer Bedeutung?
Aktuell die Diskussion um die neue EU-DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung), da Dokumentlieferung ohne gewisse personenbezogene Daten nicht möglich ist. Auch das UrhWissG, welches seit März gilt, wirft noch einige Fragen auf. So sind z.B. die Vertragsverhandlungen zwischen der VG Wort und den Kultusministerien bezüglich Meldung und Vergütung von elektronischen Kopien noch nicht abgeschlossen. Und die hoffentlich baldige Einigung mit dem Elsevier-Verlag, was die DEAL-Verhandlungen betrifft.
Gibt es im Alltag der Dokumentlieferung eigentlich Berührungspunkte zu Open Access?
Im Rahmen der Literatursuche stoße ich immer wieder auf Publikationen, die Open Access verfügbar sind, was den meisten BestellerInnen nicht bekannt war. Im KOBV-Suchportal ist mittlerweile der Open Access Button implementiert und führt die NutzerInnen direkt zum Volltext. Sollte die Suche nicht erfolgreich sein, kann über den „Open Access Wunsch“ eine Anfrage an die/den betreffenden Autor/en gestellt werden. Für meine Arbeit hat Open Access, so komfortabel es auch sein mag, eine Kehrseite: Sind immer mehr Publikationen frei verfügbar, sinkt das Bestellaufkommen in der Fernleihe.
UB TU Berlin / D. Grahl, F. Zillmer / CC BY 4.0
Aktuelle Entwicklungen
Deutscher Bibliothekstag Berlin: Veranstaltungen zu Open Access
Allzu weit müssen wir dieses Jahr nicht fahren, um am Bibliothekstag im Estrel auf der Sonnenallee teilzunehmen. Das breite Programm beinhaltet auch Sessions rund um Open Access und Open Educational Resources (OER) … eine kleine Auswahl:
- Das Open-Access-Büro Berlin lädt vier OA-Aktive zum Gespräch, die Open Access in der Region Berlin-Brandenburg aktiv gestalten. Im Mittelpunkt stehen Fragen, wie erfolgreich regionale Open-Access-Initiativen sind und welche Aufgaben vor ihnen liegen. (Dienstag, 13-14:30 Uhr, Saal D)
- Das OER Librarian Network Germany lädt zum Workshop ein. Bei dem Netzwerk handelt es sich um eine Graswurzelinitiative deutscher Bibliothekar*innen, die sich zum Thema OER austauschen. Der Informationsaustausch wird primär Fragen behandeln, die sich in der Schnittmenge von Open Education und Bibliothek ergeben. (Mittwoch, 14-18 Uhr, Project Lab)
Kein Börsengang für Springer Nature
Der für Mai geplante Börsengang von Springer Nature (Jahresumsatz etwa 1,65 Milliarden Euro, ca. 2.800 Journals, 12.621 Angestellte) ist vorerst gescheitert, Grund sind laut Unternehmen das Marktumfeld bzw. die zähe Nachfrage von Aktien. Auch Open-Access-Aktive und Bibliothekar*innen hatten sich in die Diskussion um den Börsengang eingeschaltet. Als kritisch bewertet für das Unternehmen wurden u. a. zunehmende Forderungen nach einer Transparenz von Lizenzverträgen sowie die Ausweitung von rechtlichen Rahmenbedingungen für Open Access.
Internationaler Druck auf Elsevier wächst
Schweden zielt ab auf 100 Prozent Open Access bis 2026. Nachdem in den nationalen Konsortialverhandlungen mit Elsevier keine Einigung über eine DEAL-vergleichbare Open-Access-Komponente erreicht werden konnte, wurden nun die Verträge mit dem Verlag gekündigt. Nature berichtet, ebenso die Kollegen vom Blog wisspub.net.
Hörtipp
Mal wieder mit den Öffentlichen unterwegs und auf der Suche nach Zerstreuung? Wir haben da was: Ein radikal-leidenschaftliches Plädoyer aus der Wissenschaft an Bibliotheken, Tatsachen zu Open Access zu schaffen, eine adäquate Open-Access-Infrastruktur für die Forschung bereit zu stellen und Subskriptionen zu kündigen. Björn Brembs, Professor für Neurogenetik an der Universität Regensburg, spricht im Interview mit dem Open Science Radio (1h39, engl.).
In eigener Sache
Mit dem Ziel der Informationsversorgung rund um aktuelle Entwicklungen ist unser Newsletter Anfang 2018 zunächst intern für die Mitarbeiter*innen der Universitätsbibliothek gestartet. Aus Gründen der Nachnutzbarkeit (alle Inhalte stehen unter CC BY 4.0) veröffentlichen wir den in loser Folge erscheinenden Newsletter auch hier im Blog (I, II).