Open Access muss bezahlbar bleiben! Einheitliche Kriterien für Open-Access-Publikationsfonds

Die TU Berlin verfügt – wie viele andere Universitäten und Einrichtungen Deutschlands – über einen Publikationsfonds. Aus ihm werden die Publikationsgebühren, auch Article Processing Charges (APC) genannt, für Aufsätze von Angehörigen der TU Berlin in Open-Access-Zeitschriften erstattet.

Der Fonds ist anteilig von der DFG mitfinanziert. Für DFG-gestützte Publikationsfonds gibt es drei Förderkriterien:
1) Es können nur Aufsätze mit einer maximalen APC von 2.000 EUR (brutto) finanziert werden.
2) Eine anteilige Finanzierung ist nicht möglich.
3) Aufsätze in hybriden Journalen* können nicht finanziert werden.

Diese strengen Kriterien haben sich in der Praxis bewährt. Die meisten Verlage wissen um die Förderkriterien. Und das ist gut so. Wenn dennoch Anträge nicht den Kriterien entsprechen und  abgelehnt werden müssen, ist das oft schmerzhaft für die Autorinnen und Autoren.

Aber es gibt viele Gründe, weshalb die DFG-Grundsätze auch für nicht-DFG-finanzierte Open-Access-Publikationsfonds bestehen bleiben müssen. Damit wird den Forscherinnen und Forschern ebenso wie der Verlagswelt signalisiert, dass Open Access für die öffentliche Hand bezahlbar bleiben muss.

Die tatsächlichen Kosten für die Veröffentlichung von Aufsätzen in Open-Access-Journalen sind nach wie vor intransparent. Laut OpenAPC liegen der Mittelwert pro Aufsatz derzeit bei 1.890 EUR und der Median bei 1.687 EUR brutto. Kosten entstehen z. B. für die Qualitätssicherung, das Layout und die Dateiaufbereitung. Sie sind jedoch nicht zu erfahren, weil die Kalkulationen nicht offen gelegt werden. Die Geschäftsmodelle der kommerziellen Verlage sind häufig auf die Fortschreibung der Gewinnerwartung und das Festhalten an traditionellen Verlagsstrukturen aus Print-Zeiten ausgerichtet. Umso wichtiger ist eine Kostendeckelung.

Die TU Berlin unterstützt die auch von anderen Universitäten vertretene Position, dass bei den APC eine ähnliche Preisspirale wie bei den Subskriptionskosten verhindert werden muss. Die hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die Bibliotheksetats zu Ungunsten des Etats für Zeitschriften kleinerer Verlage, Bücher und Lehrbuchsammlungen geschröpft wurden. Die Bibliotheksdirektorinnen und -direktoren der TU9-Bibliotheken haben sich auf gemeinsame Empfehlungen geeinigt, die demnächst auch von den Präsidentinnen und Präsidenten der TU9 verabschiedet werden sollen. Wir werden hier darüber berichten.

Die Argumente:
1) Die Erfahrung zeigt, dass hohe APC von den Autorinnen und Autoren mit Unterstützung der UB unter Hinweis auf die bundesweite Fördergrenze sehr erfolgreich unter 2.000 EUR (brutto) verhandelt werden können. Das verdeutlicht, wie willkürlich und jenseits der tatsächlichen Kosten viele Verlage die Höhe der APC festlegen.

2) Bei der Förderung von Publikationen in hybriden Journalen* sind nur Teile einer Zeitschrift frei zugänglich und Verlage kassieren doppelt: Einerseits wird die Subskription bezahlt und zugleich werden die Autorinnen und Autoren für Open Access zur Kasse gebeten.
Unser Tipp: Deshalb sollten Sie bei hybriden Journalen die Open-Access-Option ablehnen. Nehmen Sie stattdessen ihr Open-Access-Zweitveröffentlichungsrecht wahr. Für die betreffenden Aufsätze kann kostenfrei und relativ schnell (meist nach 12 Monaten Embargo) Open Access erreicht werden. Das Open-Access-Team der  Universitätsbibliothek unterstützt bei der rechtssicheren Zweitveröffentlichung.

Die Universitätsbibliothek arbeitet intensiv daran, Verträge mit Open-Access-Verlagen abzuschließen, die den bürokratischen Aufwand der Einzelabrechnung vermeiden und die 2.000-Euro-Grenze gewährleisten. Ein Beispiel ist der kürzlich mit Frontiers abgeschlossene Vertrag. Weitere Rabattmöglichkeiten finden sich auf der UB-Webseite.


*Was sind hybride Journale? Traditionelle subskriptionsbasierte Zeitschriften, die einzelne Artikel gegen Bezahlung zum Open Access freischalten (Springer Open Choice, Hogrefe OpenMind, ACS AuthorChoice, Wiley OnlineOpen, SAGE Choice, Elsevier Sponsored Article etc.)

 

 

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