Forschungsleistungen sichtbar machen mit der CRediT Taxonomy

Haben Sie sich schon einmal gefragt, welchen Beitrag die Autor*innen, häufig ein halbes Dutzend und mehr, zu einer publizierten Forschungsarbeit geleistet haben? In der Regel ist es nur die*der erste und/oder letzte Autor*in, die*der die Aufmerksamkeit oder die wissenschaftliche Anerkennung erhält, insbesondere wenn es um Jobs, Stipendien, Auszeichnungen und mehr geht.

Forschung ist Teamarbeit. Meist sind eine bis wenige Personen an der Ideen- und Konzeptentwicklung beteiligt. Die Ausführung einzelner Aspekte des Forschungsvorhabens wird von verschiedenen Mitarbeiter*innen mit unterschiedlichen Expertisen übernommen. Bei auftretenden Problemen werden gerne auch mal Kollaborationspartner*innen nach Lösungsvorschlägen befragt und dessen*deren neue Forschungsansätze in das Projekt aufgenommen.

Die langen Autor*innenlisten über den wissenschaftlichen Publikationen zeugen von den Teams, die es manchmal benötigt, um eine Forschungsidee Realität werden zu lassen, Ergebnisse zu kreieren und diese dann zu veröffentlichen. Gut, wenn man dann noch erkennen kann, wer welchen Beitrag geleistet hat.

Das Thema Autorenschaft wird leider sehr unterschiedlich gehandhabt. Es gibt auch Fälle, bei denen die Autor*innenlisten kurz und knapp gehalten sind, obwohl genauso viele Personen am Erfolg der Forschung beteiligt waren. Nicht genannte Beteiligte werden damit abgespeist, keinen intellektuellen Beitrag zur Forschungsidee oder Problemlösung geleistet zu haben und aus diesem Grund nicht als Mitautor*in gelistet werden zu könnten.

DFG Kodex zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) macht in ihrem Kodex „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ (April 2022) konkrete Vorgaben, wer als Autor*in aufgeführt werden sollte und welche Leistungen dazu zu erbringen sind. Dazu werden folgende Beiträge gezählt:

  • Entwicklung und Konzeption des Forschungsvorhabens oder
  • Erarbeitung, Erhebung, Beschaffung, Bereitstellung der Daten, der
    Software, der Quellen oder
  • Analyse/Auswertung oder Interpretation der Daten, Quellen und
    an den aus diesen folgenden Schlussfolgerungen oder
  • Verfassen des Manuskripts

Damit stellt der Kodex eine deutliche Verbesserung gegenüber der Denkschrift „Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ (2013) dar, insbesondere für die Sichtbarkeit erbrachter Forschungsleistungen. Die Denkschrift besagte bezüglich der Autorenschaft lediglich „Autorin oder Autor ist nur, wer einen wesentlichen Beitrag zu einer wissenschaftlichen Veröffentlichung geleistet hat“.

CRediT Taxonmy – Rollenverteilung der Autor*innen

Eine Möglichkeit den Kontroversen um Autor*innenschaft Einhalt zu gebieten ist die genaue Benennung der geleisteten Beiträge. Dieses Konzept verfolgt CRediT (Contributor Roles Taxonomy; https://credit.niso.org/), entwickelt in Zusammenarbeit von Herausgeber*innen, Verlagen, Forscher*innen und Bibliothekar*innen. Das Konzept beinhaltet aktuell 14 Taxonomien für Rollen, die im Prozess der Publikationserstellung eingenommen werden können, darunter u.a. Konzepterstellung, Datenkuratierung, Software (z.B. Programmierung und Softwareentwicklung), Forschung, Administration, Visualisierung und das Schreiben sowie Überarbeiten und Korrigieren der Publikation.

Seit 2014 haben viele Verlage das CRediT Modell aufgenommen, mittlerweile sind es über 50 (darunter De Gruyter, MDPI, Oxford University Press, PLOS, Springer und Wiley), die zusammen über 1000 Journale repräsentieren. Teilweise ist die Rollenangabe bereits verpflichtend. Bei einigen Journals ist die Angabe freiwillig. 2022 wurde die CRediT-Taxonomie als ANSI/NISO-Standard aufgenommen. Die National Information Standards Organization (NISO) ist eine US-Amerikanische Standardisierungsorganisation, die technische Standards für bibliografische und bibliothekarische Anwendungen entwickelt. Zusammen mit dem American National Standards Institute (ANSI) wurde die Taxonomie formalisiert und Anleitungen für die Implementierung für Verlage und Wissenschaftler*innen erstellt.

Die Taxonomie ist einfach anzuwenden und durch die vorgegebenen Rollenbegriffe bleibt die Fehlerquote gering. Bei den meisten Journals werden die „Author Contributions“ bei Einreichung des Artikels abgefragt und sind durch ein Drop-down Menü auswählbar. Auch eine Erklärung der einzelnen Rollen sollte sich auf den Seiten der „Submission Guidelines“ finden. Ein*e Autor*in kann mehrere Rollen einnehmen und eine Rolle kann durch mehrere Autor*innen ausgeführt werden. Es sollte auch möglich sein anzugeben, ob jemand die führende Rolle (lead) in einem der Bereiche übernommen hat, ob alle in gleichen Teilen (equal) beigetragen haben oder ob jemand unterstützend (supporting) tätig war.

Durch Angabe der Rollen wird mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung der verschiedenen Beitragsleistungen zu einer Publikation geschaffen, insbesondere wenn mehrere Autor*innen daran beteiligt sind. Dies kann zum Beispiel bei der Auswahl von Peer Reviewer*innen hilfreich werden oder bei der Suche nach Expertise in einem bestimmten Gebiet. Auch potentielle Kooperationspartner lassen sich durch genaue Rollenangaben einfacher identifizieren. Die Zuweisung einer Rolle im Publikationsprozess kann von potentiellen Arbeitgebern als Bestätigung der Kenntnisse auf einem bestimmten Gebiet gewertet und so neben anderen als Auswahlkriterium herangezogen werden.

Kontakt bei Fragen

Sollten Sie weitere Fragen zur Erhöhung Ihrer Sichtbarkeit als Autor*in haben, wenden Sie sich gerne an uns oder informieren Sie sich auf der Webseite.

Wiebke Petersen ist Biologin und seit Oktober 2021 als Bibliotheks-Referendarin an der Universitätsbibliothek der TU Berlin tätig. Neben den Hospitationen in den verschiedenen Bibliotheksabteilungen, absolviert sie das berufsbegleitende Fernstudium Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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