Jenseits von Elsevier: Open-Access-Publikationsinfrastrukturen für Berlin

Die Publikationslandschaft für Open Access ist abwechslungsreicher, als es die aktuellen Diskussionen um die Rolle der Großverlage wie Elsevier vermuten lassen: Es gibt Open Access von kleineren und mittleren Verlagen, von gewinnorientierten und Non-Profit-Unternehmen, von privaten Firmen und Projekten öffentlicher Einrichtungen, es gibt Gold Open Access mit und ohne APCs, und natürlich gibt es neben dem Goldenen auch den Grünen Weg über die Veröffentlichung in Repositorien.

Die letzten drei Aspekte von Open Access standen im Mittelpunkt einer umfangreichen Untersuchung, die im letzten Jahr in Berlin durchgeführt wurde. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft „Berliner Open-Access-Strategie“ erarbeiteten Vertreter der drei großen Universitäten, der Charité und der BBAW unter Leitung des Direktors der Universitätsbibliothek der TU Berlin, Jürgen Christof, eine Übersicht von Publikationsinfrastrukturen, die von öffentlichen Forschungseinrichtungen im Land Berlin betrieben werden und die potenziell für den Aufbau einer landesweiten Open-Access-Publikationsinfrastruktur genutzt werden könnten.

Gold-Open-Access-Angebote: Offen ab Erstveröffentlichung

Unter den insgesamt 33 identifizierten Angeboten gibt es zwei Verlage mit vielfältigen Services: Der Universitätsverlag der TU und der vor vier Jahren gegründete Fachverlag für Linguistik Language Science Press. In beiden Häusern werden vorwiegend Open-Access-Bücher publiziert. Für die Autor/innen fallen dabei keine oder nur sehr geringe Gebühren an und gedruckte Exemplare gibt es parallel. Einen Schwerpunkt für Open-Access-Zeitschriften gibt es an der Freien Universität Berlin, wo mehr als 35 Open-Access-Journale gehostet werden. Alle diese Zeitschriften arbeiten ohne Article Processing Charges. Technische Grundlage bietet dafür die Open-Source-Software Open Journal Systems, die auch an HU und TU angeboten wird.

Infrastrukturen zur OA-Zweitveröffentlichung: Green Open Access

Alle Berliner Universitäten und viele Fachhochschulen haben ein eigenes institutionelles Repositorium zur Verfügung. Die Fachhochschulen setzen dabei vor allem auf die Open-Source-Software OPUS, die vom Kooperativen Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg entwickelt und betrieben wird. Die drei großen Universitäten satteln momentan auf DSpace um, ebenfalls eine Open-Source-Software. Durch diesen Wechsel ist es möglich, Forschungspublikationen und Forschungsdaten über die gleiche Infrastruktur zu publizieren. An den Universitäten werden die Repositorien auch intensiv zur Publikation von Dissertationen genutzt – ein Großteil der Forschung von Berliner Nachwuchswissenschaftler/innen ist somit Open Access verfügbar. Neben den institutionellen Repositorien gibt es auch ein fachspezifisches Repositorium in Berlin: GenderOpen veröffentlicht Publikationen aus dem Feld der Geschlechterforschung.

Zukunftspläne

In der Berliner Open-Access-Strategie ist formuliert: „Als langfristiges Ziel  wird der Aufbau einer landesweiten Open-Access-Infrastruktur für Monographien, Sammelbände und Zeitschriften […] angestrebt.“ Neben der Sammlung der vorhandenen Angebote enthält der Bericht zu Publikationsinfrastrukturen in Berlin deswegen auch Konzept-Skizzen zu drei möglichen Modellen für ein solches Projekt.

Selbstverständlich ist der Bericht der Arbeitsgruppe online verfügbar. Sie finden ihn im Open-Access-Repositorium DepositOnce der TU: http://dx.doi.org/10.14279/depositonce-6398

 

Dr. Christina Riesenweber ist Open-Access-Beauftragte der Freien Universität Berlin und arbeitet im Open-Access-Büro Berlin.
Kontakt: christina.riesenweber@fu-berlin.de
Twitter: @c_riesen
ORCID: https://orcid.org/0000-0002-7449-9209

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