„Open Access garantiert auch weniger finanzstarken Hochschulen weltweit Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen.“

Prof. Stephan Völker ist Leiter des Fachgebietes Lichttechnik an der Fakultät IV. Sein Fachgebiet hat im Universitätsverlag der TU eine eigene Schriftenreihe und er arbeitet schon lange eng mit dem Verlag zusammen, um die Bände Open Access zu veröffentlichen. Wir haben ihn gefragt, wie es zu dieser Entscheidung kam und welchen Stellenwert Open Access für sein akademisches Schaffen hat.

UB TU Berlin / Foto: Doreen Grahl, Grafik: Felix Funke / Alle Rechte vorbehalten

UB: Open Access ist ein strategisches Ziel der TU Berlin. Wie sieht das in Ihrem Forschungsalltag aus? Ist Open Access ein Begriff? In welchen Kontexten nehmen Sie Diskussionen zu Open Access wahr?

AW: Leider ist Open Access noch nicht wirklich im Forschungsalltag der Lichttechnik angekommen. Da der elektronische Zugang für die meisten Kollegen über die Universitäten ‚frei‘ ist, wird es nicht als ‚brennendes Problem‘ empfunden. Dennoch gibt es durchaus Interesse an Open Access.

UB: Open Access hat den offenen Zugang zu wissenschaftlicher Information zum Ziel. Ihr Fachgebiet hat im Universitätsverlag der TU eine eigene Schriftenreihe und Sie arbeiten schon lange eng mit dem Verlag zusammen, um die Bände Open Access zu veröffentlichen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

AW: Die meisten unserer Forschungsprojekte sind durch Steuern finanziert. Entsprechend sollte jeder Bürger auch das Recht haben, die erarbeiteten Ergebnisse zu lesen und zu nutzen. Darüber hinaus garantiert Open Access, dass auch weniger finanzstarke Hochschulen weltweit Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen erhalten.

UB: Gab es bisher konkrete Situationen in Ihrem Forschungsalltag, in denen Open Access hilfreich war?

AW: Nein.

UB: Bis 2020 sollen laut Open-Access-Strategie des Landes Berlin mindestens 60 Prozent der Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften frei zugänglich sein. Erscheint Ihnen dieses Ziel sinnvoll? Was muss sich Ihrer Meinung nach verändern, damit dieses Vorhaben gelingen kann?

AW: Aus meiner Sicht ist dies ein sehr wünschenswertes, aber sehr ambitioniertes Ziel.

UB: Kurz und knapp in einem Satz: Was finden Sie gut an Open Access?

AW: Freie Verfügbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse, welche so leichter und schneller nachprüfbar und nutzbar sind.

UB: Geben Sie uns zum Abschluss einen Einblick in Ihr Forschungsfeld für Disziplinfremde. Mit welchen Fragen und Erkenntnissen beschäftigen Sie sich?

AW: Unser Fachgebiet beschäftigt sich mit der Erzeugung (Nobelpreis 2014 [1] für die blaue LED), Verteilung, Nutzung und Wirkung von Licht. Dabei spielen insbesondere die Anwendung und Charakterisierung von Tageslicht als auch das Thema „Verkehrssicherheit, Beleuchtung und visuelle Wahrnehmung“ eine besondere Rolle. In beiden Feldern gibt es vor dem Hintergrund des Klimawandels, der Veränderung des Verkehrsverhalten und neuer Forschungsergebnisse zu nicht-visuellen Wirkungen von Licht (Nobelpreis 2018 [2]) einen erheblichen Forschungsbedarf.

UB: Herzlichen Dank für das Interview!

Zur Person

Prof. Dr. Stephan Völker studierte Elektrotechnik an der TU Ilmenau. Während seiner Zeit als Forschungsdozent des Stifterverbandes der deutschen Industrie war er unter anderem als Gastdozent am University College London im Fachgebiet Lichttechnik tätig. Für seine Habilitationsschrift an der Universität Paderborn erhielt er 2006 den deutschen Verkehrssicherheitspreis. Seit 2008 leitet er das Fachgebiet Lichttechnik an der Fakultät IV. Seine Forschungsschwerpunkte sind adaptive Straßenbeleuchtung, Blendung, Mesopik (d. h. Sehen bei Dämmerung) und Sichtbarkeitsmodelle. Außerdem engagiert er sich in mehreren Fachausschüssen, darunter dem Fachnormenausschuss Lichttechnik (FNL) des DIN e. V., und ist Mitglied der Internationalen Beleuchtungskommission CIE.

Zu den weiteren Teilen der Interviewreihe:

Prof. Valentin Popov (FG Systemdynamik und Reibungsphysik): „Ich betrachte Open Access als natürliche und selbstverständliche Form des wissenschaftlichen Austauschs.“

Dr. Johanna Hoerning (FG Stadt- und Regionalsoziologie): „Jede Publikation, die offen zugänglich ist, erleichtert den Forschungs- und Lehralltag!“

Dr. Daniel Opoku (FG Management im Gesundheitswesen): „Wissen ist ein Bedürfnis, kein Wunsch und Open Access garantiert den Zugang zu Wissen für alle.“

Dr. Lena Scholz (FG Numerische Mathematik): „Open Access ist der Schlüssel für effizientes wissenschaftliches Arbeiten.“

[1] Träger: Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura

[2] Träger: Arthur Ashkin, Gérard Mourou und Donna Strickland

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