Die Forschungsarbeit ist erledigt, nun sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden. Die Frage ist nur, wo? Teilweise gibt es Anforderungen der Forschungsförderer an den Publikationsort, die erfüllt werden müssen. Oder man sieht bei dem großen Angebot an fachspezifischen Zeitschriften, den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr?
Neben einer Publikationsberatung an der Bibliothek, kann man auch verschiedene Online-Tools zur Hilfe nehmen, um eine geeignete Zeitschrift für das erstellte Manuskript zu finden. In einer kleinen Blogreihe stellen wir Ihnen drei verschiedenen Online Tools vor. Den Anfang macht heute das Directory of Open Access Journals (DOAJ).
Das DOAJ ist ein kuratierter Index verschiedener Open-Access-Zeitschriften aus der ganzen Welt. Für einen Großteil der Zeitschriften sind die darin enthaltenen Artikel ebenfalls im DOAJ gelistet. Um im DOAJ indexiert zu werden, muss eine Zeitschrift bestimmte Kriterien erfüllen. Aufgenommen werden wissenschaftliche Fachzeitschriften, die ein Peer-Review-Verfahren zur Qualitätskontrolle eingereichter Manuskripte abhalten. Die angenommen Artikel müssen zudem sofort nach Erscheinen (und nicht erst nach einer Sperrfrist, embargo period) und unter einer offenen Lizenz online kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Diese Kriterien haben sich weltweit zu einem Goldstandard für Open-Access-Publikationen entwickelt. Zusätzlich wird für Zeitschriften, die noch strengere Kriterien erfüllen und sich vorbildlich bei der Publikation von Open-Access-Artikel verhalten, ein DOAJ-Siegel vergeben. Die so ausgezeichneten Zeitschriften garantieren die Langzeitarchivierung der publizierten Artikel, vergeben persistente Identifier, wie z.B. einen digital object identifier (DOI) sowie offene Lizenzen und betten diese maschinenlesbar in den Metadaten ein. Viele Publikations-Fonds und Fördermittelgeber verlangen, dass die von ihnen geförderten Artikel in Open-Access-Zeitschriften erscheinen, die im DOAJ gelistet sind bzw. sogar das DOAJ-Siegel tragen, um die Erfüllung der oben genannten Kriterien sicherzustellen. Das DOAJ ist somit ein guter Anlaufpunkt, um eine fachlich relevante, qualitätsgeprüfte Open-Access-Zeitschrift für die Manuskript-Einreichung auszuwählen und damit mögliche Förderkriterien zu erfüllen.
Zum Einstieg kann über die Stichwortsuche nach fachlich relevanten Journals recherchiert werden. Die Anwendung möglicher Suchstrategien wird erklärt und die Stichwortsuche lässt sich auf bestimmte Felder, wie z.B. Titel, Schlagwörter oder Verlag eingrenzen. Zur Spezifizierung der Ergebnisse oder aber auch als Direkteinstieg lassen sich verschiedene Filter einzeln oder gemeinsam nutzen. So können z.B. Zeitschriften aufgerufen werden, die ein bestimmtes Review-Verfahren anwenden oder bestimmte Lizenzen auf ihre Artikel vergeben. Auch ist es möglich sich nur Zeitschriften ohne Publikationsgebühren oder mit einem DOAJ-Siegel anzeigen zu lassen.
In der Darstellung der Ergebnisse sind auf den ersten Blick Angaben zu den abgedeckten Themen der Zeitschrift, dem Verlagsstandort und der möglichen Manuskriptsprachen, der Publikationskosten (article processing charge; APC) und den auswählbaren Lizenzen ersichtlich. Außerdem wird darauf hingewiesen, wann diese Angaben zuletzt aktualisiert wurden. Vor einer Entscheidung sollte jedoch immer die offizielle Zeitschriften-Webseite aufgerufen werden, um Angaben, die für mögliche Förderkriterien relevant sein könnten, zu verifizieren. Die Detailansicht der einzelnen Zeitschrift informiert z.B. zur durchschnittlichen Zeit von Einreichung zu Veröffentlichung und enthält Links zu den Verlagswebseiten, deren Open-Access-Statement und Copyright Policy. Interessant ist auch die Option, sich Artikel anzeigen zu lassen, die in dieser Zeitschrift erschienen sind. Anhand der bisher veröffentlichten Artikel lässt sich möglicherweise besser abschätzen, ob die Zeitschrift dem erwarteten Niveau des eigenen Fachgebietes entspricht und als Publikationsort in Frage kommt. Zeitschriften, die erst seit Kurzem im DOAJ gelistet sind, enthalten diese Option möglicherweise noch nicht. Dies gilt auch für die Zeitschriften, deren Artikel generell nicht im DOAJ gelistet sind.
Nicht alle genuinen Open-Access-Zeitschriften sind im DOAJ indexiert. Viele Zeitschriften fallen bei der Qualitätsprüfung durch, andere werden infolge eines Reviewverfahrens wieder ausgelistet, sofern die Prüfkriterien nicht mehr erfüllt werden. Es gibt auch Zeitschriften, die alle Kriterien für eine Aufnahme erfüllen, aber dennoch nicht im DOAJ indexiert sind. Dies können zum einen sehr neue Zeitschriften sein. Das DOAJ akzeptiert zur Aufnahme nur Zeitschriften, die seit mindestens einem Jahr bestehen und eine bestimmte Artikelanzahl veröffentlicht haben. Zum anderen wollen einige Verlage den aufwändigen Aufnahmeprozesse möglicherweise nicht durchlaufen und / oder sind sich der Relevanz einer Indexierung im DOAJ nicht bewusst.
Für TU-Angehörige besteht die Möglichkeit, Publikationskosten von Aufsätzen in Open-Access-Zeitschriften über den Publikationsfonds der TU Berlin finanzieren zu lassen. Die Listung einer Zeitschrift im DOAJ ist eines der Förderkriterien, die erfüllt sein müssen, um für eine Förderung in Frage zu kommen. Alle wichtigen Informationen dazu finden sich auf den Webseiten der Universitätsbibliothek oder fragen Sie das Open-Access-Team.
Weitere Tools zur Suche nach fachlich relevanten Zeitschriften sind B!son und oa.finder. Beide werden wir Ihnen in nächster Zeit genauer vorstellen.
Wiebke Petersen ist Biologin und seit Oktober 2021 als Bibliotheks-Referendarin an der Universitätsbibliothek der TU Berlin tätig. Neben den Hospitationen in den verschiedenen Bibliotheksabteilungen, absolviert sie das berufsbegleitende Fernstudium Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Lesen Sie auch die weiteren Beiträge der Reihe:
Nützliche Tools bei der Suche nach Open-Access-Zeitschriften: B!son
Nützliche Tools bei der Suche nach Open-Access-Zeitschriften: oa-finder