Literaturdatenbank zbMATH jetzt Open Access


Zum Jahreswechsel 2020/2021 wurde die in der Mathematik international bekannte und renommierte Literaturdatenbank zbMATH in ein Open-Access-Modell transformiert (s. auch Pressemitteilung). Ab sofort stehen alle Inhalte weltweit in vollem Umfang zur Verfügung. Die Träger des Angebots sind das FIZ Karlsruhe, die European Mathematics Society und die Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Die beteiligten Einrichtungen haben sich mit diesem Wechsel von einem lizenzbasierten Geschäftsmodell hin zu einer Open-Access-Plattform entschlossen, um die Bestrebungen im Fach Mathematik weiter zu unterstützen, möglichst viele Informationen frei im Netz verfügbar zu machen.

Mit diesem Schritt ist ein zentrales Arbeitsmittel der Mathematiker*innen deutlich breiter zugänglich geworden.

Abbildung: Screenshot zentraler Sucheinstieg

In der Datenbank wird weltweit erscheinende mathematische Literatur erschlossen. Zeitschriftenaufsätze, Beiträge in Konferenzschriften, Monographien, Lehrbücher und Dissertationen werden registriert. Expert*innen aus der mathematischen Community fassen sie in Kurzreferaten zusammen und systematisieren sie mit der Mathematics Subject Classification (MSC). Auch Mathematiker*innen der TU Berlin beteiligen sich als Referees an der Erschließung. Den Wissenschaftler*innen steht somit ein leistungsstarkes, von der eigenen Community gefördertes und gestaltetes Werkzeug zur Recherche und zur Relevanzbeurteilung von Fachliteratur zur Verfügung. Die Datenbank ermöglicht u.a. eine Recherche nach Autor*innen und die gezielte Suche nach Formeln und mathematischer Software.

Ergänzend zur besseren Verfügbarkeit macht die wachsende Menge an Daten, die mit anderen Quellen verknüpft werden können, den Schritt hin zu einer Open-Access-Plattform attraktiv. Durch die freie Verfügbarkeit können nun über Schnittstellen weitere Angebote einbezogen werden. Ausführliche Hintergründe und Überlegungen können in folgendem Artikel nachgelesen werden:

Hulek, K ; Teschke, O. (2020): Die Transformation von zbMATH zu einer offenen Plattform für die Mathematik. In: Mitteilungen der Deutschen Mathematiker-Vereinigung 28 (2) 108-111. https://doi.org/10.1515/dmvm-2020-0031

Zur Geschichte der zbMATH

zbMATH wurde 1931 als Zentralblatt für Mathematik und ihre Grenzgebiete gegründet und erschien im Zweiwochenrhythmus als Zeitschrift im Berliner Springer-Verlag. Das Zentralblatt ist damit das älteste Referateorgan in der Mathematik. Während des zweiten Weltkriegs wurden als Alternative in den USA die Mathematical Reviews gegründet, heute bekannt als MathSciNet, die seither parallel erscheinen. 1998 erschien der 900. Band des Zentralblatts als letzter Band in gedruckter Form. Mit dem Aufkommen der Digitalisierung wurde die Datenbank auf CD-ROM weitergeführt, später auf einer Website angeboten. Zuletzt wurde zbMATH über ein jährliches Abonnementmodell vertrieben, das in Deutschland im Rahmen einer Allianzlizenz für wissenschaftlichen Bibliotheken und mathematischen Forschungseinrichtungen angeboten wurde.

Die Mathematische Fachbibliothek der TU Berlin hat das Zentralblatt seit 1972 durchgängig abonniert. Rückwirkend wurden in den 70er Jahren die Jahrgänge 1931-1971 nachgekauft. Mit der Umstellung auf Open Access endet für die Mathematische Fachbibliothek das Abonnement nach fast 50 Jahren. Wir freuen uns sehr, dass dieser Dienst nun weltweit frei zugänglich zur Verfügung stehen wird.

Seit 2013 leitet Jan Erdnüß die Mathematische Fachbibliothek der TU Berlin. Zugleich ist er Baubeauftragter des Instituts für Mathematik für den Mathematik-Neubau, der auf dem Ostgelände der TU Berlin entsteht.

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