Artikel bei ResearchGate und Co hochladen: Welcher Verlag erlaubt was? Und wie Open Access ist das eigentlich?

Akademische Netzwerke erfreuen sich großer Beliebtheit: Die sicher bekanntesten Plattformen sind ResearchGate und Academia.edu, die nach eigenen Angaben über 15 Mio. bzw. 66 Mio. Mitglieder haben. Das Prinzip ist einfach: Wie bei anderen sozialen Netzwerken auch kann sich jeder kostenfrei registrieren und ein eigenes Profil anlegen. Die Plattformen versprechen, man könne sich mit Kolleginnen und Kollegen vernetzen, Publikationen mit anderen teilen, Statistiken bekommen über Aufrufe und Zitationen der eigenen Publikationen, interessante Stellen finden, und vieles mehr.

„Publikationen mit anderen teilen“ legt den Gedanken nahe, dass akademische Netzwerke auch Open Access fördern, und dass wer seine Publikationen hier einstellt, Open Access publiziert. Die Verantwortlichen von Repositorien sehen das häufig anders, so auch wir: Es geht beim Open-Access-Publizieren um weit mehr als das Hochladen von PDFs! Wirklich Open Access ist ein Artikel, wenn er in einem gesicherten, standardkonformen und offenen Archiv zur Verfügung gestellt wird.

Einen informativen Vergleich von akademischen Netzwerken mit Open-Access-Repositorien hat das Office for Scholarly Communication der University of California erarbeitet. Deutlich wird, dass akademische Netzwerke eine ganz andere Funktion erfüllen als OA-Repositorien – Vernetzung und Profilbildung stehen hier im Vordergrund. Kritikpunkte an den bestehenden Netzwerken sind u.a. Fehlen von standardisierten Schnittstellen, auf Vermarktung der Nutzerdaten abzielende Geschäftsmodelle und ein zu lockerer Umgang mit den Nutzerdaten. Repositorien, die von öffentlichen Einrichtungen betrieben werden, haben im Vergleich die zentrale Aufgabe, Inhalte langfristig verfügbar zu machen. Inhalte erhalten einen dauerhaften, zitierfähigen Identifier (DOI oder URN) und sind auch noch nach vielen Jahren verfügbar. Die Betreiber der Repositorien stellen offene Schnittstellen zur Verfügung und arbeiten mit digitalen Langzeitarchiven zusammen.

Trotz aller Kritik an ResearchGate und Co: Wenn man akademische Netzwerke nutzt und auch die Artikel teilen will, was gilt es dann zu beachten? Wir haben uns die Bedingungen von fünf großen Wissenschaftverlagen* genauer angeschaut: Dürfen Autorinnen und Autoren ihre Artikel in akademischen Netzwerken verfügbarmachen?

Verlag
Preprint** Postprint** Verlagsversion
DeGruyter nein nein nein
Elsevier ja nein nein
IEEE nein nein nein
Springer nein nein nein
Taylor & Francis ja unklar  nein

[*] Die Angaben gelten für Closed-Access-Artikel; sind die Artikel Open Access und unter einer freien Lizenz erschienen, dürfen Sie zu den Bedingungen dieser Lizenz genutzt und dann sehr wahrscheinlich auch in akademischen Netzwerken eingestellt werden.

[**] „Postprint“ steht für die akzeptierte Manuskriptversion, d. h. die Fassung des Beitrages, in die alle Änderungen aus dem Begutachtungsverfahren eingeflossen sind; im Satz und in der Seitenzählung jedoch nicht identisch mit der publizierten Verlagsversion. Dagegen meint „Preprint“ die ursprünglich eingereichte Fassung, sozusagen die Rohfassung des Artikels.

Die Vorgaben der Verlage im Detail:

  • DeGruyter erlaubt den Autorinnen und Autoren von Mehrfachautorenwerken (also für Beiträge in Fachzeitschriften, Anthologien, Sammelbänden oder Datenbanken) das Teilen der Manuskript- oder Verlagsversion auf der eigenen Webseite oder dem institutionellen Repositorium 12 Monate nach der Erstveröffentlichung. Die Beträge dürfen hingegen „nicht in öffentlichen und/oder kommerziellen thematischen Verzeichnissen“ (z.B. PubMed Central) eingestellt werden. Ebenfalls nicht gestattet ist das Einstellen von Volltexten in akademischen Netzwerken; dies wurde uns auf Anfrage vom Verlag bestätigt. (Quelle: DeGruyter Repository Policy, Open Access Policy, Auskunft Verlag)
  • Elsevier erlaubt, das eingereichte Manuskript eines Zeitschriftenartikels (Preprint) jederzeit und überall im Volltext verfügbar zu machen. Das finale Manuskript (Postprint) hingegen darf erst 12 bis 24 Monate nach erstem Erscheinen auf einem institutionellen oder disziplinären Repositorium eingestellt werden. Das Teilen in akademischen Netzwerken darf also nur für den Preprint, nicht für den Postprint oder gar die Verlagsversion erfolgen. (Quelle: Elsevier Sharing Policy, Policy FAQ: „Can I post my article on ResearchGate?“.)
  • IEEE gestattet, eine Manuskriptfassung über institutionelle Repositorien online zu stellen. Die eingereichte Manuskriptfassung (Preprint) darf auch in bestimmten Fachrepositorien (insbes. arXiv.org) eingestellt werden; nach Erscheinen muss dies aber gegen das akzeptierte Manuskript (Postprint) ausgetauscht werden. Zum aktuellen Zeitpunkt ist das Einstellen von Volltexten in akademischen Netzwerken nicht gestattet; dies wurde uns auf Anfrage vom Verlag bestätigt. (Quelle: IEEE Electronic information dissemination policy, copyright form, FAQ on Authors‘ Posting of Accepted IEEE Papers, Auskunft Verlag)
  • Springer gestattet Autorinnen und Autoren von Zeitschriftenartikeln, das eingereichte Manuskript (Preprint) jederzeit auf einem Preprint-Server und das begutachtete Manuskript (Postprint) 12 Monate nach erstem Erscheinen auf einem institutionellen Repositorium online zu stellen. Autorinnen und Autoren dürfen inzwischen auch Buchkapitel auf einem institutionellen Repositorium online stellen; dabei muss eine Embargofrist von 12 (Konferenzbeiträge, Beiträge in zeitschriftenartigen Reihen) bzw. 24 Monaten (Beiträge in Sammelbänden) eingehalten werden. Die Beiträge dürfen nicht in akademischen Netzwerken eingestellt werden. (Quelle: Springer Self-archiving Policy)
  • Taylor & Francis gestattet Autorinnen und Autoren von Zeitschriftenartikeln (Achtung, für Buchbeiträge gelten andere Bestimmungen!), das eingereichte Manuskript (Preprint) jederzeit und das begutachtete Manuskript (Postprint) 12 bis 24 Monate nach erstem Erscheinen (abhängig von der Zeitschrift) online zu stellen. Die Beiträge dürfen in institutionellen oder disziplinären Repositorien oder akademischen Netzwerken eingestellt werden. (Quelle: Taylor & Francis Sharing your work, Open Access journal finder)

Die Seite „How Can I Share It?“ soll Autorinnen und Autoren dabei unterstützen, für ihre Beiträge zu ermitteln, zu welchen Bedingungen und auf welchen Plattformen geteilt bzw. verbreitet werden darf. Diese Webseite wird von der Verlagsvereinigung STM betrieben.

Unser Fazit: Nutzen Sie die Upload-Funktion in akademischen Netzwerken mit Bedacht – manche Verlage gestatten den Upload nicht für die Verlagsversion und für die Manuskriptfassung erst nach Ablauf eines Embargos; manche Verlage verbieten den Upload ganz und gar. Nutzen Sie akademische Netzwerke zum Netzwerken! Und nutzen Sie für das Open-Access-Publizieren nicht-kommerzielle, offene Plattformen (z.B. das institutionelle Repositorium der TU Berlin, DepositOnce), die eine langfristige freie Verfügbarkeit und Archivierung sicherstellen. Bei der Prüfung, welche Version Sie im Repositorium wann verfügbar machen dürfen, unterstützen wir TU-Angehörige gern!

Update 27.09.2018: Dieser Beitrag wurde zuletzt am 27.09.2018 aktualisiert (Angaben zur Springer-Policy, Links aktualisiert, Hinweis zu „How Can I Share It?“ ergänzt).

4 Kommentare:

  1. Ich will mich anmelden und bekomme dann folgende Nachricht.

    Cannot Register

    You provided an invalid email address. Please use the email address of your tubIT account.
    –>

    1. Sehr geehrter Herr Heidelberger,
      vermutlich haben Sie versucht, ein Konto für DepositOnce (https://depositonce.tu-berlin.de) zu registrieren. DepositOnce ist das institutionelle Repositorium, in dem Forschungsergebnisse aus den vielen verschiedenen Fachdisziplinen der TU Berlin gespeichert werden können. Hier werden Publikationen veröffentlicht bzw. zweitveröffentlicht, die mit einer Affiliation der TU Berlin entstanden sind.
      Die Meldung soll signalisieren, dass Sie die Registrierung mit einer nicht zulässigen Mailadressse probiert haben. Ein Konto können sich TU-Angehörige mit einer TU-Mailadresse registrieren. Sofern Sie Angehöriger der TU Berlin sind, probieren Sie es bitte mit dieser TU-Adresse.
      Für Rückfragen stehen wir gern zur Verfügung.
      Mit freundlichen Grüßen
      Michaela Voigt

  2. Gute Übersicht,
    was mir fehlt ist die Antwort auf die Frage, ob man denselben (wissenschaftlichen) Artikel gleichzeitig in zwei (oder mehreren) akademischen Netzwerken (z.B Researchgate + academia) veröffentlichen darf.
    Ich wäre für eine Antwort an meine Mailadresse dankbar.

    Beste Grüße
    Oettinger

    1. In den Sharing Policies findet sich i.d.R. kein Hinweis im Sinne von „auch auf verschiedenen Plattformen“. Das wird sicher bewusst offen gelassen. Aber es findet sich auch kein Hinweis im Sinne von „maximal auf einer Plattform“.
      In der Welt von institutionellen Repositorien sind parallele Versionen auf verschiedenen Repositorien gängige Praxis. Aus Bibliothekssicht würden wir empfehlen: Nutzen Sie ein nicht-kommerzielles Repositorium zum Hochladen der zulässigen OA-Version und verlinken Sie diese in Ihren Profilen in akademischen Netzwerken.

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