Ein Open-Access-Anteil von mindestens 60 % – diese Zielmarke formuliert die Open-Access-Strategie für Berlin für das Jahr 2020: 60 % der Zeitschriftenartikel aus allen wissenschaftlichen Einrichtungen des Landes sollen dann frei zugänglich sein. Für die Jahre 2017 bis 2019 wurde der Open-Access-Anteil bei Zeitschriftenartikeln von der TU Berlin kürzlich erhoben – ungefähr die Hälfte der Artikel sind Open Access, mit deutlich steigender Tendenz.
Grundlage der hier präsentierten Zahlen ist eine Erhebung von Artikeldaten in Fachdatenbanken wie Web of Science, PubMed oder SciFinder. Die Erhebung wurde in Vorbereitung auf eine DFG-Antragstellung im März 2020 durchgeführt. Im Durchschnitt publizieren Angehörige der TU Berlin im Jahr ca. 2.200 Artikel in Fachzeitschriften, Tendenz steigend (2017: 2.111 Artikel, 2018: 2.229 Artikel, 2019: 2.372 Artikel). Um Auskunft über den Open-Access-Status dieser Artikel zu bekommen, wurden als Datenquellen das Directory of Open Access Journals (DOAJ), Unpaywall und Crossref genutzt (Stand März 2020).
Eine ähnliche Analyse aus dem Jahr 2018 ergab für die Jahre 2013 bis 2017 im Mittel einen Open-Access-Anteil von 33,7 %. Für die jetzt untersuchten Jahre 2017 bis 2019 ist dieser Anteil deutlich gestiegen und liegt bei ca. 50 %. Sofern sich der Trend fortsetzt, liegt das Erreichen des 60 %-Ziels zum Greifen nah.
TU Berlin weiterhin vor allem auf dem „Grünen Weg“ stark
Am häufigsten wird an der TU Berlin der „Grüne Weg“ der Zweitveröffentlichung für Open Access genutzt: Über ein Fünftel – für 2017 und 2018 sogar über ein Viertel – der TU-Publikationen ist in Open-Access-Repositorien frei zugänglich. Besonders häufig genutzt werden arXiv (802 Artikel), das Repositorium der TU Berlin DepositOnce (180 Artikel), das französische Repositorium HAL (126 Artikel) und auch PubMed Central bzw. Europe PMC (zusammen 90 Artikel).
Zweitveröffentlichungen dürfen oftmals erst nach Ablauf einer Embargofrist vorgenommen werden. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass sich der bisher etwas niedrigere Anteil des Grünen Wegs für das Jahr 2019 (21,4 %) den Werten der Vorjahre annähern wird (2017: 26,7 %; 2018: 27,4 %). Die Universitätsbibliothek bietet TU-Angehörigen, die ihr Zweitveröffentlichungsrecht wahrnehmen wollen, Unterstützung an: Sie publizieren, und wir helfen dabei sicherzustellen, dass bei der Zweitveröffentlichung (auf Englisch häufig „self-archiving“) alle Vorgaben der jeweiligen Verlage eingehalten werden.
Kontinuierlicher Anstieg beim Goldenen Weg
Als der „Goldene Weg“ von Open Access wird das Publizieren in Open-Access-Zeitschriften bezeichnet, denn hier werden alle Artikel sofort und in der Regel unter Lizenzen publiziert, die eine Nachnutzung der Inhalte ermöglichen. In den Jahren 2013 bis 2017 war für den Goldenen Weg ein starker Zuwachs zu verzeichnen: Lag der Anteil für das Jahr 2013 noch bei 6,6 %, hatte er sich bis 2017 mehr als verdoppelt. Und der Wachstumstrend setzte sich fort: In 2017 und 2018 lag der Anteil an Gold Open Access bei etwas über 15 %, für 2019 bei 19,7 %, fast einem Fünftel. Damit ist das Publizieren in echten Open-Access-Zeitschriften für TU-Angehörige also ein fest etablierter und routiniert genutzter Weg.
Seit 2017 können TU-Angehörige für die Finanzierung auf einen zentralen Publikationsfonds zugreifen. Auch für die nächsten Jahre ist die Unterstützung für die Zahlung der Open-Access-Gebühren gesichert: Sofern die formalen Förderkriterien erfüllt sind, ist eine zentrale Finanzierung über den Fonds möglich.
Geringer Anteil an Open-Access-Artikeln in kostenpflichtigen Zeitschriften
Mitunter bieten Verlage für kostenpflichtige Zeitschriften an, dass einzelne Artikel gegen eine Gebühr sofort Open Access erscheinen. Bekannte Angebote sind etwa Elsevier Sponsored Article oder ACS AuthorChoice. Da in einer Zeitschrift Open-Access-Artikel neben Closed-Access-Artikeln erscheinen, wird dieser Weg als „hybrides Open Access“ bezeichnet. Kosten, die Verlage dafür in Rechnung stellen, können nicht aus dem Publikationsfonds gefördert werden und das Open-Access-Team der TU empfiehlt, diese OA-Option von Verlagen zu vermeiden. Denn in der Regel werden damit Geschäftsmodelle gestützt, die die Etats doppelt belasten – die Autor*innen zahlen die Artikelgebühr und die Bibliotheken eine Lizenzgebühr für den Zugang zur Zeitschrift als solche. Vielmehr empfehlen wir TU-Angehörigen, die in kostenpflichtigen Zeitschriften publizieren wollen, von ihrem Recht auf eine Open-Access-Zweitveröffentlichung Gebrauch zu machen und eine Version des Artikels über ein Repositorium zu verbreiten („Grüner Weg“).
Anders ist es bei Verlagen, mit denen zentrale Verträge zum Open-Access-Publizieren bestehen. Das sind seit 2019 RSC sowie Wiley im Rahmen des nationalen DEAL-Konsortiums. Hier ist hybrides Publizieren Bestandteil des Vertrags. Die Auswirkung dieser Verträge finden sich in den Publikationszahlen schon jetzt wieder: In den Jahren 2015–2017 lag der Anteil von hybridem Open Access bei ca. 6 %; 2019 liegt er bei knapp 11 %. Hybrides Open Access macht damit bislang den geringsten Anteil der Open-Access-Quote der TU insgesamt aus. Da ab 2020 zudem der DEAL-Vertrag mit SpringerNature in Kraft tritt, ist zukünftig ein weiterer Zuwachs in diesem Segment zu erwarten.
Die TU im Berliner Vergleich
Im Berliner Vergleich kann sich die TU Berlin gut sehen lassen: In der aktuellen Studie für das Publikationsjahr 2018* wurde ein OA-Anteil von 41,5 % für Artikel von Berliner Forscherinnen und Forscher ermittelt – der kürzlich für 2018 ermittelte Wert der TU Berlin liegt bei 50,7 %.
Um die Vorgabe des Senats für 2020 zu erfüllen, bleibt noch einiges zu tun. In Zeiten der aktuellen Pandemie tritt im Forschungs- und Lehralltag deutlicher denn je zu tage, wie essentiell der (freie) Zugang zu wissenschaftlichem Wissen ist. Die Universitätsbibliothek unterstützt daher TU-Angehörige dabei sicherzustellen, dass ihre Publikationen weltweit und ohne Zugangsbarriere gelesen werden können.
* Die hier präsentierten Zahlen für die TU Berlin wurden auf die gleiche Weise erhoben wie regelmäßig die Kennzahlen für das Land Berlin. Einen Überblick über die bisher verfügbaren Studien gibt das Open-Access-Büro Berlin.