60 % Open Access bis 2020 – wo steht die TU Berlin?

Ein Open-Access-Anteil von mindestens 60 % – diese Zielmarke formuliert die „Open-Access-Strategie für Berlin“ für das Jahr 2020: 60 % der Zeitschriftenartikel sollen dann Open Access, das heißt frei zugänglich, verfügbar sein. Doch wo steht eigentlich die TU Berlin?

Grundlage der hier präsentierten Zahlen ist eine Erhebung von Artikeldaten in Fachdatenbanken wie Web of Science, PubMed oder SciFinder. Im Durchschnitt publizieren Angehörige der TU Berlin im Jahr 2.000 Artikel in Fachzeitschriften, Tendenz steigend (2013: 1.838 Artikel, 2017: 2.120 Artikel). Um Auskunft über den Open-Access-Status dieser Artikel zu bekommen, wurden verschiedene Datenquellen genutzt (Stand 16.8.2018).

Für die Jahre 2013 bis 2017 können wir sagen: Mit gut 33,7 % ist mehr als die Hälfte der Wegstrecke geschafft. Und der Open-Access-Anteil bei Artikeln von TU-Angehörigen wächst – langsam, aber kontinuierlich.

Open-Access-Anteil TU Berlin in % Zeitschriftenartikel 2013–2017
Open-Access-Anteil TU Berlin in %
Zeitschriftenartikel 2013–2017

TU Berlin vor allem auf dem „Grünen Weg“ stark

Zahlenmäßig am bedeutendsten ist bisher der „Grüne Weg“ an der TU Berlin: Etwa ein Fünftel der TU-Publikationen ist dank einer Version in einem Open-Access-Repositorium frei zugänglich. Häufig genutzt werden insbesondere arXiv (874 Artikel), PubMed Central bzw. Europe PubMed Central (177 Artikel) und das Repositorium der TU Berlin DepositOnce (281 Artikel). Zweitveröffentlichungen dürfen häufig erst nach Ablauf einer Embargofrist vorgenommen werden. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass sich der bisher etwas niedrigere Wert für 2017 (17 %) den Werten der Vorjahre noch annähert (2013: 19,9 %; 2016: 19,6 %). Es steht zu hoffen, dass die Werte für OA-Grün weiter ansteigen, indem TU-Angehörige auch für ältere Publikationen noch ihr Zweitveröffentlichungsrecht wahrnehmen. Die Universitätsbibliothek bietet hierbei Unterstützung an, um sicherzustellen, dass bei der Zweitveröffentlichung (auf Englisch häufig „self-archiving“) alle Vorgaben von Verlagen eingehalten werden.

Kontinuierlicher Anstieg beim Goldenen Weg

Der deutlichste Anstieg für die Jahre 2013 bis 2017 ist für Artikel in echten Open-Access-Zeitschriften zu verzeichnen. Dies wird als der „Goldene Weg“ von Open Access bezeichnet, denn hier werden alle Artikel der Zeitschrift sofort und in der Regel unter einer Lizenz publiziert, die eine Nachnutzung der Inhalte ermöglicht.

Der Anteil von OA-Gold lag für das Jahr 2013 noch bei ca. 6,6 % (121 Artikel). Inzwischen hat er sich mehr als verdoppelt – für 2017 liegt er bei ca. 14,1 % (299 Artikel). Seit 2017 gibt es einen zentralen Publikationsfonds, aus dem Kosten für solche Artikel finanziert werden können. Und auch für die nächsten Jahre ist Unterstützung für Open-Access-Gebühren gesichert, so dass ein weiterer Anstieg zu erwarten ist.

Open-Access-Anteil TU BerlinZeitschriftenartikel 2013–2017
Open-Access-Anteil TU Berlin
Zeitschriftenartikel 2013–2017

Geringer Anteil an Open-Access-Artikeln in kostenpflichtigen Zeitschriften

Mitunter bieten Verlage für kostenpflichtige Zeitschriften an, dass Artikel gegen eine Gebühr sofort Open Access erscheinen. Bekannte Angebote sind etwa Springer Open Choice, Hogrefe OpenMind, ACS AuthorChoice, Wiley OnlineOpen, SAGE Choice oder Elsevier Sponsored Article. Da in einer Zeitschrift Open-Access-Artikel neben Closed-Access-Artikeln erscheinen, wird dies „hybrides Open Access“ genannt. Kosten, die Verlage dafür in Rechnung stellen, können nicht aus dem Publikationsfonds gefördert werden. Ob trotz oder wegen der mangelnden Kostenübernahme – TU-Angehörige machen von der Option in geringem Umfang Gebrauch: Für die Jahre 2015–2017 lag der Anteil OA-Hybrid bei ca. 6 % und macht damit den geringsten Anteil der Open-Access-Quote der TU insgesamt aus.

Das Open-Access-Team der TU empfiehlt, diese OA-Option von Verlagen zu vermeiden. Denn in der Regel werden damit Geschäftsmodelle gestützt, die die Etats für Forschung und Bibliothek doppelt belasten – die Autor*innen zahlen die Artikelgebühr und die Bibliotheken eine Lizenzgebühr für den Zugang zur Zeitschrift als solcher. Vielmehr empfehlen wir TU-Angehörigen, von ihrem Recht auf eine Open-Access-Zweitveröffentlichung Gebrauch zu machen und eine Version über ein Repositorium zu verbreiten.

Die TU im Berliner Vergleich

Im Berliner Vergleich kann sich die TU Berlin gut sehen lassen: In einer Studie für das Publikationsjahr 2016* wurde ein OA-Anteil von 31,2 % für Artikel von Berliner Forscherinnen und Forscher ermittelt (Stand: Herbst 2017) – der kürzlich ermittelte Wert der TU Berlin liegt für 2016 bei 37,9 %.

Um die Vorgabe des Senats für 2020 zu erfüllen, bleibt noch einiges zu tun. Die Universitätsbibliothek unterstützt TU-Angehörige dabei sicherzustellen, dass ihre Publikationen weltweit und ohne Zugangsbarriere gelesen werden können – sei es durch den Publikationsfonds oder die Unterstützung für eine Open-Access-Zweitveröffentlichung.

 

* Die hier präsentierten Zahlen für die TU Berlin wurde auf die gleiche Weise erhoben wie die Kennzahlen für das Land Berlin. Der Bericht für den Berliner OA-Anteil 2016 ist online frei verfügbar: Voigt, M., Winterhalter, C., Riesenweber, C., & Hübner, A. (2018). Open-Access-Anteil bei Zeitschriftenartikeln von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Einrichtungen des Landes Berlin : Datenauswertung für das Jahr 2016. https://doi.org/10.14279/depositonce-6866

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