Open Access an der TU Berlin: Das Jahr 2019

2019 war ein ereignisreiches Jahr für Open Access, an der TU Berlin, national und international: Die Dissertationsstelle meldet mit 529 an der TU Berlin veröffentlichten Dissertationen einen neuen Rekord. Der erste nationale DEAL-Vertrag mit Wiley, der umfangreiche Optionen zum Open-Access-Publizieren beinhaltet, ist gestartet. Die Universitätsbibliothek hat daneben bilateral Verträge abgeschlossen bzw. verstetigt, um das Open-Access-Publizieren für TU-Angehörige administrativ zu unterstützen. Das Open-Access-Team hat intensiv an den Workflows für den Zweitveröffentlichungsservice gearbeitet, um TU-Angehörige zukünftig noch besser unterstützen zu können. Und es gab eine richtungsweisende Veranstaltung zur Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens.

Open Access Gold: finanzielle Förderung

Open-Access-Aufsätze

Seit dem 1.1.2017 bietet die Universität mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft einen Publikationsfonds an: TU-Angehörige können die Kostenübernahme von Gebühren für Artikel in Open-Access-Zeitschriften beantragen. Aber auch übergreifende Verträge mit bestimmten Verlagen spielen eine wichtige Rolle: Seit 2019 können TU-Angehörige kostenfrei in Zeitschriften von Wiley und der Royal Society of Chemistry publizieren – eine Antragstellung ist nicht erforderlich. Auch für genuine Open-Access-Verlage ist aufgrund von Rahmenverträgen eine Antragstellung z. T. nicht erforderlich, dies gilt für BMC, Copernicus und Frontiers – und ab 2020 auch für MDPI.

2019 konnten 86 Aufsätze in Open-Access-Zeitschriften gefördert werden; dafür wurden insgesamt ca. 123.000 € ausgegeben. Die durchschnittliche APC betrug ca. 1.430 €. Die meisten der geförderten Artikel sind in den Verlagen MDPI (26), Frontiers (16) und SpringerNature (inkl. BMC, 14) erschienen. Aus Transparenzgründen meldet das Open-Access-Team Angaben über die Zahlungen für Open-Access-Zeitschriften an das Projekt openAPC, so auch für das Förderjahr 2019.

Hinzu kamen 2019 55 finanzierte Open-Access-Artikel aus den Transformationsverträgen mit Wiley (31 Artikel) und RSC (24 Artikel). Insgesamt wurden somit in 2019 141 Open-Access-Artikel zentral finanziert.

Open-Access-Monografien

Seit März 2018 steht den Angehörigen der TU Berlin ein Publikationsfonds für Open-Access-Bücher zur Verfügung. Damit war die TU eine der ersten Einrichtungen, die eine solche Unterstützung anbot. Auch im zweiten Jahr wurde mehrfach deutlich, dass bei der Förderung von Büchern andere Mechanismen wirken als bei der Förderung von Aufsätzen – die Herausgabe von OA-Büchern ist komplexer, die Erscheinungsformen sind diverser. Für jeden Titel sind aufwändige Absprachen nötig, damit die Open-Access-Veröffentlichung gefördert werden kann. 2019 wurden 15 Anträge gestellt, die auch alle bewilligt wurden. Zwei davon wurden 2019 publiziert; bis zur Veröffentlichung aller geförderten Bücher wird es noch etwas dauern. Seit Start 2018 wurden mit Unterstützung des Fonds sechs Bücher publiziert.

Open Access Grün: Zweitveröffentlichungsservice

Da es für die TU-Angehörigen in der Praxis nicht leicht zu überblicken ist, ob, wann und in welcher Form Publikationen zweitveröffentlicht werden dürfen, bietet die Universitätsbibliothek Unterstützung an. Auch wenn das Angebot der Überprüfung ganzer Publikationslisten der Autor*innen der TU Berlin auf Grund der großen Nachfrage leider auch 2019 eingeschränkt blieb, konnte die Anzahl an Zweitveröffentlichungen erneut gesteigert werden: Nach sorgfältiger Prüfung der Rechte wurden 2019 insgesamt 980 Zeitschriftenartikel, Buchkapitel und Konferenzbeiträge auf dem Repositorium DepositOnce zweitveröffentlicht (zum Vergleich: 500 in 2017, 767 in 2018). Rechtlich möglich sind diese Zweitveröffentlichungen auf Grund der Open-Access-Rechte aus Allianz- und Nationallizenzen, bestehender Verlagspolicies, von CC-Lizenzen oder des gesetzlich verankerten Zweitveröffentlichungsrechts.

In 2019 hat das Open-Access-Team den Workflow für den Zweitveröffentlichungsservice überarbeitet; ein Beitrag darüber wurde in der Open-Access-Zeitschrift LIBREAS. Library Ideas veröffentlicht.

Dissertationen

Die Dissertationsstelle meldet mit 529 an der TU Berlin veröffentlichten Dissertationen einen neuen Rekord (zum Vergleich: 488 in 2017, 449 in 2018). 405 (76,7 %)** davon stehen online auf dem Repositorium der TU Berlin DepositOnce zur Verfügung. Wie schon in 2018 ist die Anzahl der kumulativen Dissertation gestiegen: 83 Promovend*innen nutzten diese Form (15,7 %), die für die Kolleginnen der Dissertationsstelle zahlreiche zusätzliche Arbeitsschritte erfordern: Gemeinsam mit den Promovend*innen klären sie für jeden enthaltenen und bereits anderweitig erschienen Aufsatz, ob eine Einbindung in die Dissertation zulässig ist. Stehen keine rechtlichen Gründe dagegen, werden die in den kumulativen Dissertationen enthaltenen Aufsätze zusätzlich einzeln auf dem Repositorium veröffentlicht, um den Zugang zu ihnen zu erleichtern und die Sichtbarkeit der enthaltenen Forschungsergebnisse zu verbessern.

** Korrektur 05.03.2020:
383 (73 %) Dissertationen sind 2019 als Online-Dissertation abgegeben worden. Insgesamt stehen 405 (76,7 %) Dissertationen aus dem Jahr 2019 auf dem Repositorium im Volltext zur Verfügung.

Universitätsverlag

Im Universitätsverlag der TU Berlin wurden 2019 42 neue Monografien und Sammelbände veröffentlicht. Alle Titel sind Open Access erschienen – 4 ausschließlich online, 38 hybrid, d. h. online und zugleich gedruckt. 37 Neuerscheinungen (ca. 88 %) wurden unter der Open-Access-konformen Lizenz CC BY veröffentlicht. 2018 waren es noch ca. 68 %.

Die meisten Publikationen erschienen in einer der 28 in 2019 aktiven Schriftenreihen des Verlages. Druckexemplare können über den Webshop des Verlages, über Amazon und den Buchhandel bestellt werden. Die Publikationen wurden – wie jedes Jahr – auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert, am gemeinsamen Stand der AG Universitätsverlage.

Am 22.10.2019 wurde im Rahmen einer Festveranstaltung mit ca. 70 Gästen das 50. Jubiläum des Universitätsverlages der TU Berlin gefeiert. Im Zentrum der Veranstaltung mit dem Titel „Ein Blick zurück und zwei nach vorn: Die Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens“ stand eine Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Gästen.

Repositorium

Auf dem Repositorium der TU Berlin DepositOnce wurden 2019 1.492 Textdokumente veröffentlicht, ca. zwei Drittel davon sind Zweitveröffentlichungen (980). Das IT-Team der Universitätsbibliothek betreut das Repositorium technisch und führt regelmäßig kleine und große Verbesserungen ein. Ende 2019 waren 9.224 Publikationen über DepositOnce verfügbar. Setzt sich die Wachstumsrate der letzten Jahre fort (915 in 2017, 1.166 in 2018, 1.494 in 2019), werden Ende 2020 voraussichtlich über 11.000 Publikationen von TU-Angehörigen über DepositOnce frei verfügbar sein.

Monitoring

Wie viel und wo publizieren TU-Angehörige? Wie häufig sind die Publikationen Open Access verfügbar? Für welche Verlage lohnt sich rechnerisch ein Vertragsabschluss, um das Open-Access-Publizieren weiter zu fördern und administrative Hürden zu senken? Diese Art Fragen sind Alltag für die Kolleginnen der Universitätsbibliothek, die unter dem Stichwort „Monitoring“ Erkenntnisse zusammentragen. Inzwischen greifen sie vermehrt auf den nationalen Open-Access-Monitor zurück, ein neuer Dienst des Forschungszentrums Jülichs. Demzufolge liegt der Open-Access-Anteil bei Zeitschriftenartikeln der TU Berlin für das Publikationsjahr 2019 bei ca. 51 %. Wenig überraschend publizieren TU-Angehörige v. a. bei Elsevier, SpringerNature und Wiley – also den Verlagen, mit denen die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen im Rahmen des Projekts DEAL über nationale Verträge zum Open-Access-Publizieren verhandelt.

Beratung/Vorträge/Workshops/Social Media

Was bedeutet der Abschluss des DEAL-Vertrages mit Wiley oder der Open-Access-Verträge mit RSC, MDPI oder Frontiers für TU-Angehörige? Welche Optionen gibt es für Autor*innen bei anderen Verlagen, um sicherzustellen, dass TU-Publikationen frei zugänglich sind? Ein zentrales Aufgabengebiet im Umfeld des Open-Access-Publizierens sind die täglichen Beratungsgespräche zu Veröffentlichungs- und Finanzierungsmöglichkeiten und zu urheberrechtlichen Fragen. Daher werden den Bereichen Beratung und Öffentlichkeitsarbeit hohe Bedeutung zugemessen: 13 Vorträge und Workshops in den Fachgebieten und Instituten der TU, zahlreiche Vorträge auf Tagungen, 26 Beiträge im Publizieren-Blog der Universitätsbibliothek sowie unzählige Tweets zeugen davon. In der internationalen Open Access Week fanden u. a. eine Posterausstellung, die o. g. Podiumsdiskussion zur Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens und das Open Access Escape Game statt. Zudem wurde die Interviewreihe mit Wissenschaftler*innen der TU zum Open-Access-Publizieren mit fünf neuen Interviews fortgeführt.

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