„Mit Open Access kann ein viel größerer Wirkungskreis in der Research Community erzielt werden.“

Prof. Dr. Katja Ninnemann war 2019/2020 an der Technischen Universität Berlin in der Fakultät VI – Planen, Bauen, Umwelt im Fachgebiet Landschaftsbau/Objektbau tätig. Im Rahmen ihrer Gastprofessur CORPORATE LEARNING ARCHITECTURE lehrte und forschte sie zu Gestaltungspraktiken und Gestaltungsprozessen bei der Zusammenführung physischer und virtueller Handlungsräume. Im Hybrid-Lab der TU Berlin führte sie einen Book Sprint durch, der einen Open-Access-Sammelband hervorbrachte. Wir haben Frau Ninnemann gefragt, wie es zu der Entscheidung kam und welchen Stellenwert Open Access für ihr akademisches Schaffen hat.

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Foto: D. Grahl / Satz: F. Funke, Alle Rechte vorbehalten

UB: Open Access ist ein strategisches Ziel der TU Berlin. Wie sieht das in Ihrem Forschungsalltag aus? Ist Open Access ein Begriff? In welchen Kontexten nehmen Sie Diskussionen zu Open Access wahr?

KN: In meinem Forschungsalltag ist Open Access mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Ich erlebe zunehmend, dass bei Projekten oder aber auch im Kontext von Konferenzen und Tagungen gezielt von Kolleginnen und Kollegen nachgefragt wird, ob Veröffentlichungen Open Access erfolgen, da damit ein viel größerer Wirkungskreis in der Research Community erzielt werden kann.

UB: Open Access hat den offenen Zugang zu wissenschaftlicher Information zum Ziel. Sie haben Anfang des Jahres einen Book Sprint im Hybrid Lab der TU Berlin durchgeführt, das daraus resultierende Buch wurde u.a. mit Förderung aus dem TU-Publikationsfonds Open Access publiziert. Was hat Sie zu dem Projekt motiviert? Welche Rolle spielte Open Access dabei?

KN: Die Entwicklungen und Fragestellungen bei Campusentwicklungsmaßnahmen an Hochschulen in den letzten Jahren sowie insbesondere auch die aktuellen Erfahrungen der Covid-19-Pandemie zeigen, dass mit der Digitalisierung von Lern- und Arbeitsumgebungen neue Herausforderungen und viele Chancen verknüpft sind, die einen Austausch von Expert*innen auf internationaler wie auch interdisziplinärer Ebene erfordern.

Vor diesem Hintergrund haben wir – neun interdisziplinäre Expert*innen aus Deutschland, Schweden, Finnland und den Niederlanden – im März 2020, unmittelbar vor dem weltweiten Lock-down in der Pandemie, innerhalb von fünf Tagen das Manifest „Hybrid environments for universities“ in einer Autorengemeinschaft geschrieben.

Da ein Book Sprint ein kollaborativer Diskussions- und Schreibprozess ist, war von Anfang an klar, dass die Veröffentlichung Open Access erfolgen muss! Nur so kann sichergestellt werden, dass die Ergebnisse und Erkenntnisse dieser sehr intensiven Zusammenarbeit in den institutionellen, disziplinären und nationalen Netzwerken der involvierten Expert*innen schnell und jederzeit verfügbar kommuniziert, verbreitet und diskutiert werden können.

UB: Gab es bisher konkrete Situationen in Ihrem Forschungsalltag, in denen Open Access hilfreich war?

KN: Die aktuellen Downloadzahlen im vierstelligen Bereich –  innerhalb eines Quartals nach der Veröffentlichung – bestätigen sehr deutlich den Erfolg der Open-Access-Publikation „Hybrid environments for universities“! Und über direkte Rückmeldungen von Kolleginnen und Kollegen zur Publikation gibt es auch schon Ideen für neue Forschungsprojekte und Kooperationen.

UB: Bis 2020 sollen laut Open-Access-Strategie des Landes Berlin mindestens 60 Prozent der Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften frei zugänglich sein. Erscheint Ihnen dieses Ziel sinnvoll? Was muss sich Ihrer Meinung nach verändern, damit dieses Vorhaben gelingen kann?

KN: Je mehr, umso besser! Bei der Zusammenarbeit mit dem Waxmann Verlag im Rahmen des Book Sprints habe ich aber auch erleben können, dass es auf der Seite der Autor*innen wie auch auf Verlagsseite noch viele Unklarheiten bei der Vertragsgestaltung mit Open-Access-Publikationen gibt, die es dringend und für alle Parteien einvernehmlich zu lösen gilt. Des Weiteren sollte auch eine Vielfalt an Verlagsangeboten für unterschiedlichste Produkte und Dienstleistungen erhalten bleiben; insbesondere kleine Verlage bedürfen hier mehr Austauschmöglichkeiten und Kooperationen, um neben den großen Playern am Markt weiter bestehen zu können.  

Bei unserem Book Sprint Experiment hat uns insbesondere die Offenheit, das Vertrauen und die sehr persönliche, auf unsere Anforderungen zugeschnittene Unterstützung des Waxmann Verlags geholfen. Das war für das Projekt enorm wichtig, da wir ja bei Vertragsabschluss – vor dem Start des Book Sprints – noch keine einzige Seite geschrieben hatten.

UB: Kurz und knapp in einem Satz: Was finden Sie gut an Open Access?

KN: Open Access erweitert enorm die Reichweite von Publikationen in einem internationalen und interdisziplinären Kontext – und damit auch die Sichtbarkeit von Forscher*innen und Expert*innen.

UB: Geben Sie uns zum Abschluss einen Einblick in Ihr Forschungsfeld für Disziplinfremde. Mit welchen Fragen und Erkenntnissen beschäftigen Sie sich?

KN: In meinem Forschungsfeld Corporate Learning Architecture beschäftige ich mich mit Veränderungen von Gestaltungspraktiken und Gestaltungsprozessen bei Lern- und Arbeitsumgebungen durch die Zusammenführung von physischen und virtuellen Handlungsräumen.

UB: Herzlichen Dank für das Interview!

Zur Person

Prof. Dr. Katja Ninnemann hat an der TU Darmstadt und am Instituto Superior Politécnico José Antonio Echeverría (ISPJAE) in Havanna Architektur und Städtebau studiert sowie an der TU Wien über Innovationsprozesse bei der Gestaltung des Lernraums Hochschule promoviert. Über zahlreiche Tätigkeiten in der Wirtschaft und Wissenschaft – u.a. mit einer Gastprofessur an der TU Berlin in 2019/2020 – hat sie ihre Expertise aufgebaut und das Themenfeld Corporate Learning Architecture erschlossen. Mit der Professur Digitalisierung und Workspace Management an der HTW Berlin, welche sie im Oktober 2020 angetreten hat, wird sie ihre Aktivitäten und Netzwerk in Forschung, Lehre und Praxis nun weiter ausbauen. 

Zu den weiteren Teilen der diesjährigen Interviewreihe:

Dr. Simone Wurster (FG Innovationsökonomie) „An Open Access schätze ich die barrierefreie Möglichkeit zur Verbreitung meiner Forschung und den eigenen Zugriff auf Fachartikel.“

Dipl.- Ing. Anne Hartmann (FG Gebäudeenergiesysteme) “Open Access ermöglicht eine schnelle und kostenfreie Verfügbarkeit aktueller Forschungsergebnisse.”

Prof. Dr. Søren Salomo (FG Technologie- und Innovationsmanagement) „Open Access sichert breiten Zugang zu aktuellen Forschungsergebnissen und ermöglicht schnelleren Transfer in echte Lösungen.“

Übersicht aller bislang in der Interviewreihe erschienenen Beiträge.

Ausstellung aller Open-Access-Statements auf dem Flickr-Profil der Universitätsbibliothek.

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