Zum Ende der diesjährigen Open Access Week geben wir Prof. Dr. Søren Salomo das Wort. Er ist Leiter des Fachgebiets Technologie- und Innovationsmanagement der Fakultät VII – Wirtschaft & Management an der TU Berlin. In diesem Jahr hat er für mehrere Publikationen den TU-Publikationsfonds genutzt. Wir haben Ihn gefragt wie es zur Auswahl der Journale kam und welche Rolle Open Access in seinem akademischen Alltag hat.
UB: Open Access ist ein strategisches Ziel der TU Berlin. Wie sieht das in Ihrem Forschungsalltag aus? Ist Open Access ein Begriff? In welchen Kontexten nehmen Sie Diskussionen zu Open Access wahr?
AW: OA ist natürlich auch in meinem Forschungsbereich von Bedeutung. Dabei spielt vor allem die Möglichkeit, zügiger Zitationen eigener Forschungsergebnisse zu erhalten, eine Rolle. Viele versprechen sich von Open Access eine größere Verbreitung der Forschungsergebnisse, die dann auch zügiger in nachfolgenden Arbeiten Eingang finden. Interessanterweise scheinen einige der Open-Access-Journale auch bemüht zu sein, die Begutachtungszyklen zu beschleunigen. Dies ist zwar kein originäres Open-Access-Thema, geht aber zum Teil Hand in Hand und erhöht die Attraktivität von diesen Journalen besonders, wenn Wissen sich sehr schnell entwickelt.
UB: Open Access hat den offenen Zugang zu wissenschaftlicher Information zum Ziel. Sie haben in diesem Jahr schon dreimal den TU-Publikationsfonds genutzt, um OA-Gebühren zu finanzieren. Wie kam es zur Auswahl der Journale und zu dieser Entscheidung?
AW: Zentral war eher die Frage, ein Journal zu finden, in dem vergleichbare Arbeiten erschienen waren und wo wir uns an einer laufenden Diskussion mit unserer Forschung aktiv beteiligen konnten. Hinzu trat die Überlegung ein Journal zu finden, das nicht nur von anderen Forschenden, sondern auch von „forschungsaktiven und -interessierten“ Praktiker*innen gelesen wird. Unsere Ergebnisse waren sowohl in der Forschungscommunity als auch in einem engeren Praktikersegment relevant.
UB: Gab es bisher konkrete Situationen in Ihrem Forschungsalltag, in denen Open Access hilfreich war?
AW: Die freie Verfügbarkeit ermöglicht, unsere Publikation gleich nach Erscheinen an einen größeren Verteiler interessierter Praktiker*innen zu senden. Damit können unsere Forschungsergebnisse in die laufende Entwicklung und Gestaltung der Systeme eingehen – hier geht es konkret um die Entwicklung eines globalen Kohlenstoffmarktes als zentrales Instrument im internationalen Klimaschutz. Da ist es wichtig, möglichst viele Akteur*innen zügig zu informieren.
UB: Bis 2020 sollen laut Open-Access-Strategie des Landes Berlin mindestens 60 Prozent der Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften frei zugänglich sein. Erscheint Ihnen dieses Ziel sinnvoll? Was muss sich Ihrer Meinung nach verändern, damit dieses Vorhaben gelingen kann?
AW: Dieses Ziel ist zu begrüßen. Allerdings ist die Budgetwirkung zu beachten.
UB: Kurz und knapp in einem Satz: Was finden Sie gut an Open Access?
AW: OA sichert breiten Zugang zu aktuellen Forschungsergebnissen und ermöglicht schnelleren Transfer in echte Lösungen.
UB: Geben Sie uns zum Abschluss einen Einblick in Ihr Forschungsfeld für Disziplinfremde. Mit welchen Fragen und Erkenntnissen beschäftigen Sie sich?
AW: Im Kontext von Open Access ist besonders meine Forschung zur Frage relevant, wie Blockchain-Systeme technologisch und aus einer Governance-Perspektive zu designen sind, damit ein Mehrwert entsteht. Hier spielt nicht zuletzt auch die Frage eine Rolle, wie solche Systeme gemeinschaftlich unter Einbeziehung der Nutzer*innen entwickelt und eingeführt werden können.
UB: Herzlichen Dank für das Interview!
Zur Person
Prof. Dr. Søren Salomo ist Leiter des Fachgebiets Technologie- und Innovationsmanagement an der TU Berlin und zeitgleich affiliated Professor an der DTU – Dänische Technische Universität in Kopenhagen. Er ist Vorsitzender der wissenschaftlichen Kommission Technologie, Innovation und Entrepreneurship im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaftslehre und Mitglied der Dänischen Akademie der technischen Wissenschaften.
Zu den weiteren Teilen der diesjährigen Interviewreihe:
Dr. Simone Wurster (FG Innovationsökonomie) „An Open Access schätze ich die barrierefreie Möglichkeit zur Verbreitung meiner Forschung und den eigenen Zugriff auf Fachartikel.“
Prof. Dr. Katja Ninnemann (Gastprofessur Corporate Learning Architecture) „Mit Open Access kann ein viel größerer Wirkungskreis in der Research Community erzielt werden.“
Dipl.- Ing. Anne Hartmann (FG Gebäudeenergiesysteme) “Open Access ermöglicht eine schnelle und kostenfreie Verfügbarkeit aktueller Forschungsergebnisse.”
Übersicht aller bislang in der Interviewreihe erschienenen Beiträge.
Ausstellung aller Open-Access-Statements auf dem Flickr-Profil der Universitätsbibliothek.