Bibliotheken finanzieren zunehmend weniger den Erwerb von Publikationen, sondern mehr das Publizieren selbst. Seit 2017 bietet die TU Berlin mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) einen Publikationsfonds an. Die Universität unterstützt damit Wissenschaftler*innen bei der Finanzierung von Artikeln in Open-Access-Zeitschriften. Diese Gebühren werden häufig „Article Processing Charge“ oder kurz APC genannt.
Um diese Kosten transparent und vergleichbar zu halten, liefert die TU Berlin ihre Publikationsdaten jährlich an die OpenAPC-Initiative. OpenAPC sammelt die Daten der teilnehmenden Institutionen, stellt sie als Open Data zur Verfügung und bereitet sie visuell auf. Für den gesamten Förderzeitraum seit 2017 sind die Daten der TU Berlin in Rohfassung oder in aufbereiteter Form als Treemap einsehbar.
Neben Publikationen, die durch den DFG-gestützten Publikationsfonds unterstützt wurden, sind in den an OpenAPC gemeldeten Daten für 2020 auch Artikel enthalten, die über Prepay-Mitgliedschaften (Copernicus) sowie in Open-Access-Zeitschriften im Rahmen des Wiley- bzw. Springer-DEAL-Vertrages finanziert wurden.
Was wurde 2020 gefördert?
Wie bereits in den vergangenen Jahren ist die Zahl der geförderten Aufsätze weiter gestiegen. Waren es 2017 noch 30, 2018 60 und 2019 bereits 86 geförderte Artikel, so wurden 2020 insgesamt 193 Artikel in echten Open-Access-Zeitschriften zentral finanziert. Dementsprechend wuchs auch die jährliche Gesamtfördersumme von 40.074 € in 2017, 78.766 € in 2018 und 125.875 € in 2019 auf 276.988 € im Jahr 2020 an.
Mit 99 Artikeln entfällt fast die Hälfte der geförderten Artikel auf den Verlag MDPI, 31 geförderte Artikel sind bei Frontiers und 18 bei Springer Nature erschienen. Eine detaillierte Darstellung der Kostenverteilung lässt sich bei OpenAPC nachlesen.
Die durchschnittliche APC der geförderten Artikel wuchs im Verlauf der Jahre von ca. 1.337 € (2017) auf ca. 1.435 € (2020) an. Mitunter variieren die APCs bei den verschiedenen Verlagen stark, was die nachfolgende Grafik veranschaulicht:
Die Förderbedingungen des Publikationsfonds
Mit den Förderbedingungen wird festgelegt, welche Open-Access-Beiträge in Zeitschriften aus dem Publikationsfonds finanziert werden können. Antragsberechtigt sind alle TU-Angehörigen, die hauptverantwortlich für die Finanzierung eines Artikels (corresponding author) sind.
Weitere Kriterien beziehen sich auf das Journal, in dem der Beitrag erscheinen soll: Es muss eine reine Open-Access-Zeitschrift sein, die im Directory of Open Access Journals (DOAJ) gelistet ist. Hybride Zeitschriften-Modelle, bei denen nur einzelne Artikel gegen Gebühr Open Access publiziert werden, sind von der Förderung durch den Publikationsfonds ausgeschlossen. Der Grund dafür ist das sogenannte „double dipping“, bei dem die Etats von Bibliotheken doppelt belastet werden – zum einen durch die Zahlung von APC und zum anderen durch die Kosten für das Abonnement der Zeitschrift. Die Universitätsbibliothek empfiehlt daher, OA-Optionen in hybriden Journalen zu vermeiden und Open Access in diesen Fällen stattdessen über eine Zweitveröffentlichung, den sogenannten grünen Weg, zu realisieren. Ausgenommen davon sind Verlage und hybride Zeitschriften, mit denen die TU Berlin besondere Verträge zu Open-Access-Konditionen abgeschlossen hat; das sind aktuell RSC, Wiley und SpringerNature.
Eine letzte wichtige Förderbedingung bezieht sich auf die APCs der Beiträge, die eine Höhe von 2.000 € (inkl. MwSt.) nicht überschreiten dürfen. Diese Grenze wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft vorgegeben, um einem übermäßigen Anstieg von Publikationskosten entgegenzuwirken. In Fällen, bei denen die APCs über diesem Maximalbetrag liegen, sollte mit dem Verlag nachverhandelt werden. Das Open-Access-Team der Universitätsbibliothek bietet dafür Unterstützung an. In der Vergangenheit wurde so wiederholt eine Reduktion der Publikationskosten erwirkt.
Wie geht es weiter?
Seit der Einführung des Publikationsfonds im Jahr 2017 hat sich die Anzahl der jährlich finanzierten Artikel versechsfacht und wir blicken mit insgesamt 193 geförderten Artikeln auf ein erfolgreiches viertes Förderjahr zurück. Der Publikationsfonds wird von vielen Wissenschaftler*innen genutzt und hat sich in der Praxis etabliert. Auch im Jahr 2021 stehen für die Förderung von Open-Access-Artikeln unter den oben aufgeführten Bedingungen ausreichend Mittel zur Verfügung.
Neben dem Publikationsfonds für Zeitschriftenartikel unterhält die TU Berlin seit 2018 auch einen Fonds zur Förderung von Open-Access-Monographien und -Sammelbänden. Durch den Fonds konnten bislang 18 Publikationen mit einer Gesamtfördersumme von 110.531 Euro realisiert werden. Eine aktuelle Bestandsaufnahme kann man hier im Blog nachlesen. Ausführliche Informationen zu Förderbedingungen und Hinweise zur Antragsstellung finden Sie auf unserer Webseite.
Das Open-Access-Team freut sich auf Ihre Anträge!