Open Access an der TU Berlin: Das Jahr 2021

2022 ist schon in vollem Gange und dennoch möchten wir einen Blick zurück auf das Jahr 2021 werfen. Es war ein weiteres schwieriges Jahr. Der von der Corona-Pandemie bestimmte Alltag hatte sich nahezu eingespielt: das überwiegende Arbeiten aus dem Homeoffice und Onlinemeetings waren Routine und boten teilweise auch Vorteile. Neue Schwierigkeiten stellten sich dann im Frühjahr 2021 mit dem IT-Angriff der Hackergruppe Conti auf die TU Berlin ein. Aus Sicherheitsgründen wurden die Server der zentral verwalteten Windows-Umgebung der TU heruntergefahren. Seither gab es starke Einschränkungen des IT-Services an der gesamten Universität, die das Arbeiten kurzzeitig zum Stillstand brachte. Wieder wurden Kreativität, Flexibilität und eine Umstellung und Anpassung an veränderte Arbeitsbedingungen notwendig. Und die Pandemie lief ja auch noch nebenher. Die wichtigsten IT-Dienste wurden generalüberholt im Verlauf des weiteren Jahres wieder zur Verfügung gestellt und wir haben versucht, das Bestmögliche aus dieser schwierigen Situation zu machen. Bemerkenswert bleibt in jedem Fall, dass trotz all der schwierigen Umstände die Beratungs- und Servicedienste am Laufen gehalten werden konnten.

Open Access

Open Access Gold – OA-Aufsätze

Seit Anfang 2017 bietet die Universität mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) einen Publikationsfonds an. TU-Angehörige können darüber die Kostenübernahme von Gebühren (Article Processing Charges/APC) für Artikel in originären Open-Access-Zeitschriften beantragen. Mit einigen Verlagen hat die TU Berlin auch übergreifende Verträge abgeschlossen. So können TU-Angehörige kostenfrei in Zeitschriften von Wiley, Springer Nature und der Royal Society of Chemistry publizieren. Durch Rahmenverträge mit Verlagen wie MDPI, Copernicus oder Frontiers erhalten TU-Angehörige Rabatte und eine Antragsstellung zur Kostenübernahme ist nicht mehr erforderlich. Im Jahr 2021 konnten aus dem Publikationsfonds 211 Zeitschriftenartikel gefördert werden. Insgesamt wurde dafür eine Summe von 357.409,56 EUR aufgewendet – die durchschnittliche APC lag damit bei 1.693,88 EUR pro Zeitschriftenbeitrag. Über die Hälfte aller geförderter Artikel (119) wurden im Verlag MDPI veröffentlicht, 35 Artikel erschienen bei Springer Nature und 29 der geförderten Beiträge bei Frontiers. Auch für 2021 wurden die Daten über die Zahlungen für Open-Access-Zeitschriften an das Projekt OpenAPC gemeldet (siehe Datenmeldung Mai’22 und Report Update).

Open Acess Gold – Bücher

Für Open-Access-Bücher steht den Angehörigen der TU Berlin seit März 2018 ebenfalls ein Publikationsfonds zur Verfügung. Im Jahr 2021 wurden 11 Anträge auf Publikationsförderung gestellt, von denen 9 bewilligt wurden. Seit Einrichtung des Fonds wurden insgesamt 41 Förderanträge bewilligt und die bereits verausgabten Mittel belaufen sich auf eine Gesamtsumme von 192.522,07 EUR. Die Kostendaten für bereits publizierte Titel werden an openAPC gemeldet. In den letzten Jahren wurde deutlich, dass bei der Förderung von Büchern andere Mechanismen wirken als bei der Förderung von Aufsätzen – die Herausgabe von OA-Büchern ist komplexer, die Erscheinungsformen sind diverser, die Sparte OA-Bücher ist ein hochdynamisches Feld. Für jeden Titel sind aufwändige Absprachen nötig, damit die Open-Access-Veröffentlichung gefördert werden kann. Zur Etablierung einer leistungsfähigen Infrastruktur stand daher im Jahr 2021 insbesopndere die Mitarbeit in verschiedenen einrichtungsübergreifenden Arbeitsgruppen im Fokus.

Open Access Grün – Zweitveröffentlichungen

Zur Klärung der rechtlichen Bedingungen für Zweitveröffentlichungen auf dem Repositorium DepositOnce bietet der Zweitveröffentlichungsservice TU-Angehörigen Beratung und praktische Unterstützung an. Auch wenn das Angebot der Überprüfung ganzer Publikationslisten der Autor*innen der TU Berlin auf Grund der großen Nachfrage leider auch im vergangenen Jahr eingeschränkt blieb, konnte 2021 die Anzahl an Zweitveröffentlichungen erneut gesteigert werden: Nach sorgfältiger Prüfung der Rechte konnten insgesamt 1.093 Zeitschriftenartikel, Buchkapitel und Konferenzbeiträge auf dem Repositorium DepositOnce zweitveröffentlicht werden (zum Vergleich: 500 in 2017, 767 in 2018, 980 in 2019, 977 in 2020).

Daneben konnten in Kooperation mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung und dem Metropol-Verlag zahlreiche Jahrgänge des Jahrbuchs für Antisemitismusforschung auf DepositOnce Open Access gestellt werden: Seit 2002 erscheint das Jahrbuch bei Metropol – der Verlag hat zugestimmt, dass jeweils der gesamte Band ein Jahr nach Erscheinen Open Access zweitveröffentlicht werden darf. 13 der Bände sind bereits über DepositOnce frei verfügbar; die ausstehenden Bände werden im Laufe von 2022 folgen. Für die Bände ab Jahrgang 20 (2019) werden zusätzlich alle Beiträge auch separat auf DepositOnce archiviert und sind somit noch besser auffindbar.

Des weiteren wurden in 2021 die ersten Früchte eines Projektes geerntet, welches einen langen Vorlauf hat – die Archivierung der Preprint-Reihe des Instituts für Mathematik: 531 der ca. 640 zwischen 1996 und 2021 online erschienen Publikationen in dieser Reihe sind nun dauerhaft über DepositOnce verfügbar und über DOI zitierbar; zudem ist die digitale Langzeitarchivierung über die Deutsche Nationalbibliothek gesichert. Für die ca. 100 ausstehenden Preprints sind noch Fragen zu klären; ein Abschluss dieses Projekts ist im Laufe von 2022 vorgesehen.

Dissertationen an der TU Berlin

Die Dissertationsstelle hat im Jahr 2021 insgesamt 464 Abschlussarbeiten veröffentlicht – davon waren 451 Dissertationen und 13 Habilitationsschriften. Die Mehrheit der Abschlussarbeiten (78,3%) wurden mit Vergabe einer DOI online veröffentlicht. 342 Arbeiten wurden direkt als Online-Dissertation eingereicht, 54 erschienen im Dissertationsdruck, 9 im Universitätsverlag der TU Berlin und weitere 46 in externen Verlagen. Mit 105 kumulativen Dissertationen (22,6%) setzt sich die Tendenz einer anteiligen Zunahme von kumulativen Dissertationen fort (zum Vergleich: 18,8 % in 2020, 15,7% in 2019). Diese Form der Abschlussarbeit erfordert für die Kolleginnen der Dissertationsstelle zahlreiche zusätzliche Arbeitsschritte: Neben der Prüfung der Einhaltung formaler Vorgaben und Standards, klären sie gemeinsam mit den Promovend*innen für jeden enthaltenen und bereits anderweitig erschienen Aufsatz, ob eine Einbindung in die Dissertation zulässig ist. Stehen keine rechtlichen Gründe dagegen, werden die in den kumulativen Dissertationen enthaltenen Aufsätze zusätzlich einzeln auf dem Repositorium veröffentlicht, um den Zugang zu ihnen zu erleichtern und die Sichtbarkeit der enthaltenen Forschungsergebnisse zu verbessern. Ein wichtiges Arbeitsmittel bei der Rechteprüfung für kumulative Dissertationen ist eine auf Github online zur Verfügung gestellte Liste der Policies verschiedener Verlage, die im Sommer 2021 von den Kolleg*innen vollständig überarbeitet und aktualisiert wurde. Auch die Dissertationsdatenbank der TU Berlin, die alle seit 2000 erschienenen Dissertationen und Habilitationen verzeichnet, wurde überarbeitet und mit neuen Such- und Filtermöglichkeiten ausgestattet.

Universitätsverlag

Im Universitätsverlag der TU Berlin wurden 2021 22 neue Bücher veröffentlicht. Alle Title sind online erschienen, wobei 4 ausschließlich online und 18 auch in gedruckter Form erhältlich sind. 18 Publikationen, das sind ca. 82%, wurden unter der Open-Access-konformen Lizenz CC BY veröffentlicht. Von den Neuerscheinungen sind 14 Titel in einer der insgesamt 32 Schriftenreihen des Verlags erschienen. Druckexemplare der insgesamt 642 lieferbaren Titel können über den Webshop des Verlages und über den Buchhandel bestellt werden. Veröffentlichungen des Universitätsverlages der TU Berlin werden seit August 2021 auch im Directory of Open Access Books (DOAB) nachgewiesen. Die Indexierung von Open-Access-Monographien im DOAB ist ein Beleg für die Qualität der Verlags- und Begutachtungsprozesse.

Berlin UP Books

Im Frühjahr 2021 starteten die Arbeiten im Rahmen des BUA-Projektes „Distributed Network for Publishing Services“. Ziel des kollaborativen Berliner Projektes der Freien Universität, der Humboldt-Universität, der Technischen Universität und Charité ist die Gründung eines gemeinsamen wissenschaftlichen Open-Access-Verlages Berlin Universities Publishing (Berlin UP). Das Servicespektrum des Verlags wird neben einer allgemeinen Publikationsberatung insbesondere verlegerische Angebote für Zeitschriften sowie Bücher umfassen. In der Verantwortung der Universitätsbibliothek der TU liegen dabei insbesondere die Konzeption und Umsetzung der Sparte Berlin UP Books. Konkrete Aufgaben im Jahr 2021 waren dabei Profilbildung von Berlin UP Books sowie die Planung von Webseiten und Workflows. Der Verlag plant im Verlauf des Jahres 2022 die verlegerische Arbeit aufzunehmen und erste Publikationsprojekte umzusetzen.

Repositorium

Auf dem Repositorium DepositOnce wurden im Jahr 2021 insgesamt 2.099 Textdokumente veröffentlicht, beinahe zwei Drittel davon sind Zweitveröffentlichungen. Zum Ende des Jahren waren ca. 13.500 Publikationen und Forschungsdaten über das Repositorium abrufbar (Stand 1.4.2022: 13.537). Die Abt. Publikationsdienste betreut die Veröffentlichung dieser Text-Publikationen. Die Kolleg*innen vom Servicezentrum Forschungsdaten (SZF) koordinieren parallel die Veröffentlichung konsolidierter Forschungsdaten auf DepositOnce. Das IT-Team der Universitätsbibliothek betreut das Repositorium technisch und führt regelmäßig kleine und große Verbesserungen ein. Wichtige Änderungen in 2021 waren die Neustrukturierung der Angaben zu TU-Organisationseinheiten (Angaben zu Fakultät, Institut und Fachgebiet werden nun als Metadaten erfasst) sowie die Optimierung der Anbindung an die OpenAire-Plattform der EU.

Monitoring

Wie viel und wo publizieren TU-Angehörige? Wie hoch ist der Anteil an Open-Access-Publikationen? Für welche Verlage lohnt sich rechnerisch ein Vertragsabschluss, um das Open-Access-Publizieren weiter zu fördern und administrative Hürden zu senken? Diese Art Fragen sind Alltag für die Kolleginnen der Universitätsbibliothek, die unter dem Stichwort „Monitoring“ Erkenntnisse zusammentragen.

Die Open-Access-Strategie forderte bereits bis 2020 eine Steigerung des Anteils an Open-Access-Aufsätzen auf 60%. Im Publikationsjahr 2021 verbucht die TU 65% Open-Access-Anteil bei den veröffentlichten Zeitschriftenartikeln: 26% der Artikel erschienen je in reinen OA-Zeitschriften („Gold OA“) bzw. als OA-Artikel in regulär Abo-pflichtigen Zeitschriften (sog. hybride Zeitschriften, daher auch „Hybrid OA“ genannt). 13% der TU-Artikel sind über freie Versionen auf Open-Access-Repositorien Open Access („Grün OA“) – wobei dieser Anteil in den nächsten Jahren noch anwachsen wird, nicht zuletzt mithilfe des Zweitveröffentlichungsservices der UB.

Beratung / Vorträge / Workshops / Social Media

Die täglichen Beratungsgespräche zu Veröffentlichungs- und Finanzierungsmöglichkeiten oder zu urheberrechtlichen Fragen nehmen viel Raum in der Arbeit im Themenbereich Open-Access-Publizieren ein und sind daher fester Bestandteil unseres Serviceangebots. Aufgrund der anhaltenden besonderen Lage ging die Zahl der Vorträge in 2021 zurück und die Anzahl der individuellen Beratungen nahm dagegen deutlich zu. Im Verlauf des Jahres wurden von den Kolleg*innen drei Workshops, insgesamt vier externe und interne Weiterbildungen sowie ein Fachvortrag auf online-Veranstaltungen gehalten. Auf dem Blog „Publizieren an der TU Berlin“ wurden 19 Beiträge und auf Twitter unzählige Tweets gepostet. Im Rahmen der internationalen Open Access Week fanden u.a. eine digitale und auch analoge Posterausstellung statt, die 2017 gestartete Interviewreihe mit Wissenschaftler*innen der TU Berlin zum Open-Access-Publizieren wurde mit fünf weiteren Interviews fortgesetzt (weiterhin auf Flickr abrufbar) und das Informations- und Socializing-Format „Meet the Team“ lud TU-Angehörige und OA-Interessierte zum Informations- und Beratungsgespräch. Im Fürhjahr 2020 wurden im Rahmen des Webseitenrelaunches der Universtitätsbibliothek auch die Webseiten der Publikationsdienste überarbeitet um das Beratungs- und Serviceangebot übersichtlicher und besser zugänglich zu machen.

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